Full text: Mineralische Kohle (Heft 74)

       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
   
    
   
  
    
   
  
  
  
  
   
   
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
Mineralifche Kohle. 149 
Bei der erwähnten feften Strudtur der Kohle ift der Stückkohlenfall ein 
hoher; er beträgt im Durchfchnitte 65 Percent und fteigt bei den Oberleitens- 
dorfer Gruben fogar auf 90 Percent. In der Regel werden jetzt drei, auf einigen 
Werken auch vier Kohlenforten gebildet. 
Der Bergbau im erzgebirgifchen Braunkohlengebiete begann um die 
Mitte des vorigen Jahrhundertes. Freilich wurden nach hiftorifchen Aufzeichnun- 
gen fchon im XVII. Jahrhunderte dafelbft Kohlen gegraben, allein es war diefs 
lediglich ein Raubbau in feiner primitivften Geftalt. Die erften unter Anwendung 
bergmännifcher Principien betriebenen Gruben waren die noch jetzt im Betriebe 
befindlichen des Grafen Weftphalen bei Arbefau und Hottowitz, welche um das 
Jahr 1740 erwähnt werden. Gegen Ende des Jahrhundertes wurden Kohlen von 
Schallan über dasMittelgebirge nach Prag verfrachtet. Es mufste aber feit Anfang 
des Abbaues ein volles Jahrhundert verfliefsen, ehe auch nur von einer beginnen- 
den Blüthe des Braunkohlen-Bergbaues am Südfufse des Erzgebirges die Rede 
fein konnte. Tagbau. und Haspelfchacht-Betrieb, Abfuhr der Kohle mit der 
Achfe charakterifiren diefe lange Zwifchenperiode. 
Die erfte Dampfmafchine zur Förderung wurde 'erft im Jahre 1856 (auf 
einem Werke bei Türmitz) aufgeftellt, der erfte Schienenweg im Jahre 1858 
eröffnet. 
Von diefenMomenten an datirt nun aber der Auffchwung der Braunkohlen- 
induftrie im erzgebirgifchen Becken, ein Auffchwung, wie ihn rapider kaum 
ein zweites Kohlenrevier auf dem Continente zu verzeichnen hat und der am 
deutlichften aus den Thatfachen fpricht, dafs heute, alfo nach Verlauf von nur 
16, refpective 18 Jahren bereits über 130 Mafchinenfchächte im Betriebe ftehen 
und acht Eifenbahnlinien das Becken durchkreuzen, während die Kohlenförde- 
rung feit 1858 etwa um das Zehnfache geftiegen itt. 
Den Eifenbahnen zumal fiel hier mehr als irgendwo anders die Aufgabe 
zu, die Montaninduftrie zum Leben zu erwecken; denn vordem konnte die 
Kohlenprodudtion des Beckens lediglich nur dem in Ermanglung gröfserer Indu- 
ftriezweige unbeträchtlichen Localbedürfniffe dienen, und war nicht in der Lage, 
von der günftigen geographifchen Situation des Kohlenbeckens in der Nähe der 
[chiffbaren Elbe erwähnenswerthen Vortheil zu ziehen. 
Es war der diefem Fluffe zunächftgelegene Theil des Revieres, welcher 
zuerft (alfo 1858) eine Eifenbahn erhielt: die 17'9 Kilometer lange Auffig-Teplitzer 
Bahn. Diefe Linie blieb nun wieder neun Jahre lang das einzige Communications- 
mittel; dann endlich im Jahre 1867 wurde diefelbe um 10:1 Kilometer von Teplitz 
nach Dux verlängert. Allein erft vom Jahre 1871 an wendete man dem böhmi- 
fchen Braunkohlenbecken eine gröfsere Aufmerkfamkeit zu, und es entftand 
plötzlich ein wahrer Wettkampf im Ausbaue der nothwendigen Bahnverbindungen. 
Die Auffig-Teplitzer Bahn dehnte fich noch weiter um 36°8 Kilometer bis Komo- 
tau aus; im October 1871 konnte die Eröffnung der fpäter bis Komotau verlän- 
gerten Dux-Bodenbacher Bahn ftattfinden, im November desfelben Jahres die 
Inbetriebfetzung der Theilftrecke Priefen-Karlsbad und im Mai 1872 diejenige der 
Strecke Komotau-Weipert (Annaberg) der Bufchtehrader Bahn. Im Jahre 1873 
traten dann zu den genannten Bahnen noch die Prag-Duxer und die Pilfen-Priefe- 
ner hinzu, und es begann gleichzeitig der Bau der Bielathal-Bahn von Bilin nach 
Auffig, der Eifenbahn von Brüx nach Freiberg und der (nunmehr fchon vollende- 
ten) Elbethal-Bahn, welche fämmtlich für den Kohlentransport aus dem Becken 
gleichfalls eine mehr oder minder grofse Bedeutung gewinnen dürften. Während 
fomit in den Jahren 1858 bis 1870 der Kohlenkörper nur in einer Länge von 
179 Kilometern von Bahnen durchfchnitten war, beträgt die denfelben be- 
deckende Schienenlänge gegenwärtig 225 Kilometer. 
Dem entfprechend hat fich nun auch die Production entwickelt. Im ganzen 
erzgebirgifchen Becken belief fich diefelbe 
  
  
  
 
	        
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