Full text: Mineralische Kohle (Heft 74)

    
  
  
  
  
  
   
   
   
    
  
   
    
    
     
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
   
     
Mineralifche Kohle. 
im Jahre S. d. fl. kr. 
Be 2.2.0019 3 : 92.270 
3872. er, 24 il ; 12.50 
1873 2 6 S 10238 
mekebmwar 24 „220708 
n 
Als die unmittelbaren Folgen diefer gewaltigen Steigerung der Kohlen- 
preife find zunächft die hohen, von den Eigenthümern der Kohlenwerke 
erzielten Gewinne zu verzeichnen. Da die Preisfteigerung der Kohle in viel 
gröfserem Verhältniffe erfolgte, als die Zunahme der Löhne und der Förder- 
koften, fo war die Conjunctur fowohl für die Eigenthümer des Grund und 
Bodens, wie auch für die den Bergbau betreibenden Pächter, eine ungemein 
günftige. Erftere erhöhten den Grundzins namhaft, während letzteren noch 
weit gröfsere Vortheile zufielen. 
Nach Mittheilungen der „Times“ vertheilte eine kleine Kohlen-Adtien- 
gefellfchaft, die im Jahre 1871 nur 28.000 Pfund Sterling (282.240 fl.) Divi- 
dende gezahlt hatte, in 1872 nicht weniger als 220.000 Pfund Sterling 
(2,217.600 fl.) und einzelne Privatfirmen follen im Jahre 1872 200.000 bis 
600.000 Pfund Sterling (2,016.000 bis 6,048.000 fl.) reinen Nutzen aus ihren 
Kohlenwerken gezogen haben. 
Aber rafcher noch und fchärfer ausgefprochen trat die Kehrfeite diefer 
Verhältniffe hervor und äufserte fich in nachtheiligfter Weife bei jeder Art von 
Induftrie und zwar ganz befonders fchnell bei dem Transportgewerbe zur See 
wie zu Lande. 
Die Seefrachten, welche in den letzten Jahren in rafch fteigender Propor- 
tion den Dampfern zugefallen waren, gingen in Folge der Theuerung des Brenn- 
materiales in die Höhe, und, da man in England fchnell rechnet und rafch aus- 
führt, fo begannen die Rheder bereits wieder den Segelfchiffen eine gröfsere 
Aufmerkfamkeit zu fchenken. In Folge der höheren Frachten und der Theuerung 
es Artikels felbft hat im Jahre 1873 die Ausfuhr englifcher Kohle, befonders nach 
entfernten Punkten, abgenommen. Nach Aden, Calcutta, Japan» ift die Kohlenzu- 
fuhr aus England kleiner geworden, und in Auftralien und den indifchen Infeln trat 
die Mitbewerbung der auftralifchen Kohle merklich hervor. Befonders empfindlich 
wird jedoch der theuere Brennftoff den englifchen Eifenbahnen. Es find über diefen 
Punkt in den Berichten der letzteren im Jahre 1872 merkwürdige Thatfachen ver- 
öffentlicht worden. 
Die Eifenbahn Great Northern z. B. verbraucht wöchentlich 5.000 Tonnen 
Kohlen, und zahlte fonft 7 s. 6.d. (3 fl. 78 kr.) per Tonne. Zufolge der Preis- 
fteigerung der Kohle befchaffte fie fich im Jahre 1872 ihr Brennmaterial für 
ı8 s. (9 fl. 7 kr.) per Tonne, alfo um 10 s. 6 d. per Tonne höher, was per 
Woche einer Mehrausgabe von 2650 Pfund Sterling entfpricht. Diefs macht per Ya 
Jahr 70.000 Pfund Sterling (705.600 fl.) und ift fo viel als ı'/), Percent Divi- 
dende vom Capitale der Bahn. 
Für die Gruppe der wichtigeren englifchen Bahnen beziffert fich im 
erften Halbjahre 1873 die Mehrausgabe für Locomotivheizung auf 507.000 Pfund 
Sterling (5,110.560 fl.), indem diefelbe von 593.000 Pfund Sterling im erften 
Halbjahre ı872 auf ı Million Pfund Sterling im erften Halbjahre 1873 geftiegen 
ift. Folglich eine Steigerung um 85'1/, Percent. Da die durchlaufene Meilenzahl 
nur um etwa 3 Percent zunahm, fo ift kein Zweifel, dafs die Koften für Brennftoff 
fich für die Bahngefellfchaften um mehr als 80 Percent erhöhtem: Dafs die Ent- 
wicklung des Verkehres in keiner Weife diefen Ausfall zu erfetzen vermöchte, ift 
felbftverftändlich. 
Eine Gegenüberftellung der Verkehrszunahme und der Betriebsauslagen, 
wovon circa 1% auf Brennftoff fällt, gibt darüber intereffante Auffchlüffe. Es 
betrugen in den Halbjahren 1870 bis 1873:
	        
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