30 J. Pechar, Dr. A. Peez.
befonderer Kohlenbahnhöfe, die namentlich zur Verforgung Londons mit mine-
ralifchem Brennftoff energifch mitwirken. Sie liegen möglichft tief im Innern der
Stadt. Die Anlagen find wegen der enormen Koftfpieligkeit der Baufläche mög-
lichft zufammengedrängt und, da die Bahnen auf Viadudten liegen, gleichfam in
die Höhe gefchichtet, ftatt in die Fläche ausgebaut. Die Viaducte find an den
Halteftellen durchbrochen, die Kohlenwagen mit Bodenklappen verfehen. Werden
letztere geöffnet, fo ftürzt die Kohle durch die Durchläffe an den Viaducten in
grofse Kammern hinab, das heifst, fie fällt zuerft auf Siebvorrichtungen, von denen
Se fortirt und fofort in untenftehende Wagen mit offenen ledernen Säcken gefüllt wird
welche dann fogleich behufs Kleinverkaufs in die Stadt abgehen. Die Kammern
können 300.000 Centner Kohle faflen, find aber felbftverftändlich keine Magazine,
fondern nur Abladeplätze, durch welche dieK.oble ftets durchpaffirt. Die einzelnen
Kammern mit ihren zu Comptoirs eingerichteten Nebenräumen find an Kohlen
händler vermiethet, deren Zins um fo niederer bemeffen wird, ein je gröfseres
Quantum von Kohle fie jährlich bewältigen. Auch die Zufahrt und Abfahrt der
Wagen ift fehr finnreich geordnet. Nur durch folche Mittel wird es möglich, ohne
ftete Stockung folche Maffen zu überwinden.
London und Umgebung ift der gröfste Kohlenconfument, <
kennt. Die Zufuhr betrug im Jahre 1872 7 Millionen Tonnen, wovon circa *%
len die Erde
per Bahn ankamen. Der wirkliche Verbrauch in den letzten vier Jahren war:
1809 . 5,212.725 metrifche Tonnen, das ift per Kopf 1303 metrifche Tonnen
187023: > 5,005.570 „ n li 21410 = s
1371 5,900.275 5. ir nn BAT > -
1872 5,991.5061 = : nn „14098 . =
In Folge der Kohlentheuerung war in 1873 der Verbrauch in den Haus-
haltungen etwas geringer, als im Vorjahre: er überragte aber jenen des Jahres
ı869 noch immer um 16°9 Percent. Die Verwendung der Kohle betreffend, fo |
2 o©
verbrauchten im Jahre 1869 im Jahre ı8
Millionen metrifche Tonı
Gaswerke, Ziegeleien, Wafferwerke und fonftige Induftrie 2:9065
klausbrand >... ... sten ee: 2'168
Frankreich.
Die Steinkohlenreviere Frankreichs können fich zwar hinfichtlich ihrer
Ausdehnung und Ergiebigkeit nit den englifchen, nordamerikanifchen und deut-
fchen Becken nicht meffen, doch ifl Frankreich auch nicht fo arm an minera-
lifchem Brennftoffe, wie Manche glauben. Die Zahl der K.ohlenreviere ifl
ihre geographifche Vertheilung glücklich, ihr Abbau fehr einfichtsvoll org: t
und die Verwerthung des Productes bei der hohen Entwicklung der Induftrie
{ehr günftig. Ein Bahnnetz, deffen Länge im Jahre 1873 18.340 Kilometer betrug
und deffen einzelue Abtheilungen durchwegs inder Hand gröfserer, geldkräftiger
Unternehmungen liegen, befördert fehr wefentlich die Circulation der Kohle. R
Man unterfcheidet drei hauptfächliche Reviere, die im Norden, in der
Mitte und dem Süden des Landes liegen.
ı. Von der belgifchen Grenze bis gegen Boulogne zieht fich durch die
Departements des Nordens und des Pas de Calais das Revier von Valenciennes
mit den wichtigen Werken von Aniche, Douchy u. Anzin. Die Kohle liegt unter
einer für die Schachtanlage fchwer zu durchbrechenden Kalk- oder Kreidefchicht
von 80 bis 150 Metern Stärke und lagert in zahlreichen, aber unregelmäfsigen
und fchwachen Flözen ; bei Aniche kommen deren I2 mit einer Mächtigkeit von
zufammen 7'3 Metern vor, bei Anzin I8 Flöze mit einer Mächtigkeit von 10 Metern
Im Mittel überfteigt die Flözftärke nicht 0'065 Meter. Die Förderungsverhältniffe
find ähnlich wie in Belgien, wovon unten noch die Rede fein wird. Die Kohle
kommt vorzugsweife in den blühenden Induftrie-Etabliffements des franzöfifchen
Oo
RE ER ERS