Mineralifche Kohle. DR
Schan-fi ift die mit Kohle und Eifen gefegnetefte Provinz Chinas und
bildet die Kohle in keiner anderen Provinz in fo hervorragendem Malfse einen
Gegenftand des Verbrauches fowohl für das Haus, als für induftrielle Zwecke, ins-
befondere für das Schmelzen der Eifenerze. Die füdliche Hälfte diefer Provinz
ift faft ein einziges mächtiges Kohlenfeld von unglaublichem Reichthume, welches
zudem für die Gewinnung der Kohle Verhältniffe bietet, wie fie in gleich vortheil-
hafter Weife kein anderes Kohlenlager von ähnlicher Ausdehnung in irgend
einem Theile der Welt aufweift. Ueberdiefs finden fich bei den Kohlenlagern
ausgezeichnete Eifenerze im Ueberfluffe, fowie eine Reihe von Thonforten, die
fich für die verfchiedenften technifchen Zwecke eignen. Die Bergkette des
Ho-fchan theilt das Kohlengebiet des füdlichen Schan-fi in zwei Theile; der
öftliche führt ausfchliefslich Anthracite, der weftliche nur bituminöfe Kohle. Das
Anthracit-Kohlenfeld ift das ausgedehntefte und reichfte der bekannten Kohlen-
lager und das dort gewonnene Mineral von der fchönften Art. Eines der vielen
Anthracitlager kann auf eine Diftanz von 200 englifchen Meilen (320 Kilometer)
verfolgt werden und hat eine bleibende Mächtigkeit von 20 bis 30 englifchen Fufs
(6 bis 9 Meter).
Der vorzügliche, fefte und reine Anthracit wird in grofsen cubifchen
Stücken gebrochen und zu 6 d. (25 kr.) per metrifche Tonne verkauft Der Preis
der bituminöfen Kohle in der weftlichen Hälfte des Kohlendiftrictes ift noch
niedriger und beträgt zu Thai-jüan-fu nicht mehr als 3 bis 4 d. (12:0 bis 10°8 kr.)
per metrifche Tonne. Für die Fülle, in welcher die Kohle im füdlichen Schan-fi
vorkommt, fowie für die Leichtigkeit, mit der diefelbe gewonnen wird, fprechen
wohl am deutlichften diefe wahrhaften Spottpreife.. Der Norden von Schan-fi
kann hinfichtlich feines Kohlenreichthumes dem Süden an die Seite geftellt
werden, ja es find, befonders in dem Kohlenbecken von Ta-thung-fu, die Abbau-
verhältniffe ebenfo günftig und die Qualität des Brennftoffes die gleiche wie dort.
Das Kohlenbecken von Hoai-king-fu in der Provinz Ho-nan fteht mit den
Anthracitlagern des füdlichen Schan-fi in Verbindung, wird ziemlich ftark aus-
ebeutet und dürfte in Zukunft eine äufserft wichtige Stellung einnehmen, weil es
en Schlüffel zu dem Verkehre Oftchinas mit Centralafien beherrfcht. Auch die
minder ausgebildeten Kohlenlager des weftlichen Ho-nan werden in Zukunft
gröfsere Bedeutung erlangen.
Die in der Provinz Schan-fi gewonnene Kohle hat nur eine locale
Bedeutung, und es dürften fich auch die Verhältniffe hier in Zukunft nicht wefent-
lich ändern; dagegen erübrigt noch eine kurze Andeutung des Kohlengebietes
von Kan-fu. Diefe nordweftliche Provinz des eigentlichen Chinas wurde von
Baron von Richthofen nicht befucht, doch foll nach den von ihm eingezogenen
Erkundigungen die dortige Kohle fich mit der beften von Schan-fi vortheilhaft
meffen können und in Schichten von bedeutender Mächtigkeit vorkommen. Nach
den Angaben chinefifcher Reifenden wird längs der Handelsftrafse von Kan-su
über Khamil und Barkul nach Ili (Kuldfcha) überall Kohle verbraucht, die in
allernächfter Nähe gefunden wird. Es erfahren fonach die Kohlengebiete von
Kan-fu eine weite Verlängerung nach Nordwetften bis in das ruffifche Centralafien.
Im Allgemeinen find in China die Kohlenpreife an den Gruben, bei einem
Taglohn der Arbeiter von 25 bis 30 Kreuzern öfterr. Währ. Silber, aufserordentlich
niedrig, während die Koften des Transportes der Kohle zu Lande gegenwärtig
in keinem Verhältniffe zum Preife der Kohle felbft fiehen. Die Kohle Chinas
verträgt die Koften eines Waffertransportes von I500 englifchen Meilen (2400
Kilometer), aber nur die Koften eines Landtransportes von 60 Meilen(96 Kilometer.)
Bei weiterem Transporte wird die Kohle übertheuert. Da nun faft durchgehends
die Kohlenlager in den wafferreichen Gegenden Chinas von geringerer Qualität
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find, als die Ablagerungen in den Gebirgsregionen, fo erfcheint, um die Kohle
für den weiteren Handelsverkehr zu gewinnen, der Ausbau eines entfprechenden
Eifenbahnnetzes in China als dringendes Bedürfnifs. Es wird fich in China