Mineralifche Kohle. 9
In dem Zeitraume von 1737 bis 1873 hat fich die Produdtion alfo um 78.166
Percent vermehrt; im Vergleiche zu dem Jahre 1800 beträgt die Zunahme 9.060
Percent, feit1817 3.853 Percent, 1850 857 Percent, 1860 272 Percent, 1865 75 Per-
cent, 1872 12'4 Percent.
Die auffallende Steigerung vom Anfange der Sechziger-Jahre ab bezeichnet
den Abfchnitt, wo die niederrheinifch-weftphälifchen Kohlenwerke, welche lange
Jahrzehnte hindurch in der fchwierigften Lage waren, endlich zu profperiren
begannen. Es gefchah diefs in Folge der Einwirkung des Grofscapitales,
welches hauptfächlich in Geftalt von Adtiengefellfchaften dem Kohlenbergbaue,
fowie der Eifeninduftrie der Ruhr feitdem immer mehr feine Gunft zuwandte.
Im Jahre 1850 wurde der Kohleneifenftein, fpäter auch der körnige Spatheifen-
ftein im Becken entdeckt. Aufserdem werden Erze aus anderen Ländern (Spa
nien) bezogen. Welche Bedeutung der dortigen Eifeninduftrie zukommt, und
wie auch diefe in den letzten Jahren gerade einen mächtigen Auffchwung genom-
men, ergibt fich aus folgender Zufammenftellung:
Die Förderung an Eifenerzen betrug:
im Jahre 1867 gegen 500.000 metrifche Tonnen,
=. 1871... 22000000 = 7
Es wurden erzeugt im Jahre: 2807 - 1871
metrifche Tonnen
anRobeilens 2.....2% 325.000 420.000
Schmiedeeifen ...... 220.000 335.500
Stahleifen 2. 0.00 102.000 165.500
In dem genannten Jahre 1871 beftanden in Weftphalen 20, in der Rhein-
provinz 48 Hüttenwerke. In der günftigen Gefchäftsperiode 1871 bis 1873, die erft
im Sommer 1873 zu einem jähen Abfchluffe kam, entftanden durch Neufchöpfung
oder häufiger noch durch Erweiterung und Zufammenlegung fchon beftehender
Etabliffements im niederrheinifch-weftphälifchen Kohlengebiete eine Anzahl von
Werken, hinter welchen fogar die alten und berühmten belgifchen und englifchen
Etabliffements in Seraing, Dowleis oder Sheffield zurückbleiben dürften.
Die Dortmunder „Union“ hat mit einem Actiencapital von 13 Millionen
Thalern in anderthalb Jahren vom 1. Januar 1872 bis 30. Juni 1873 an Kohlen
550.000 metrifche Tonnen, an Eifenftein 220.000 Tonnen, Roheifen und Walz-
fabricaten 355.000 Tonnen producirt. Sie befchäftigte in der zweiten Hälfte des
Jahres 1873 12.102 Arbeiter und bezahlte an Arbeitslöhnen während der obge-
nannten Gefchäftsperiode nicht weniger als © Millionen Thaler. Die Verzinfung
der alten Actien belief fich auf 12 Percent per Jahr.
In ihrer Art noch koloffaler find die bekannten Krupp’fchen Werke in
Effen. Krupp befitzt ır Hochöfen, wozu noch 8 neue theils im Bau, theils projectirt
find. Das Etabliffement zähit 286 Dampfmafchinen mit 10.000 Pferdekräften, und
die Gufsftahlhütte producirt mit 12.000 Arbeitern 125.000 metrifche Tonnen Stahl.
Krupp arbeitet mit 18 Beffemerbirnen, während das gröfste englifche Stahlwerk
nur ı6 befitzt.
Diefen riefigen Werken, welche fchon Gemeinwefen bedeutenden Umfanges
gleichen und ihre Arme über ganze Länder bis nach Schweden und Spanien
erftrecken, fchliefsen fich zahlreiche andere Unternehmungen an, die alle auf die
Kohlen diefes Revieres bafırt find. In dem berühmten Eifenbezirke des Siegner
Landes waren allein 00 Hochöfen im Gang, die im Jahre 1871 über 225.000 Ton-
nen Roheifen (zum grofsen Theile Spiegeleifen) mit weftphälifchem Coke erbliefen.
Von der Kohlenförderung Weftphalens im Jahre 1871 wurden 4,157.303 me-
trifche Tonnen = 32'6 Percent im Grubenbezirke felbft, das heilst vorzüglich
in den Hüttenwerken, confumirt.
Die nachftehenden Kohlenwerke hatten im Jahre 1871 die ftärkfte Pro-
dudtion:
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