Full text: Thierzucht (Heft 62)

    
   
Thierzucht. 15 
G. Belleville, Baron Dabilhaff; Dr. Fuchs und E:von Orlando 
unter dem Vorfitze des Vicepräfidenten der Gefellfchaft , Dr. Bruckmüller, 
gelangte die Sache zur Durchführung, indem dasfelbe fich mit den Landwirths- 
Gefellfchaften der übrigen Königreiche und Länder behufs Beiftellung von je drei 
frifchmelkenden Kühen der ihnen eigenthümlichen Melkviehracen ins Einverneh- 
men fetzte und die Herftellung eines Stalles fammt Beifchaffung alles nöthigen 
fonftigen Zugehörs veranlafste. Diefe Special-Austtell lung follte, unabbangıe und 
abgefehen von der temporären Thie rausftellung, w ährend der ganzen Ausftellungs- 
zeit tagen. 
Ueber die Bedeutung des hier in Rede ftehenden Zweiges des Landwirth- 
haftsbetriebes bilden wir uns am beften ein Urtheil, wenn wir die vonDr.L .„Witt- 
nack in Berlin zufammengetragenen und in der deutfchen Agriculturhalle aus- 
tellten ftatiftifchen Daten betrachten. Zu demZwecke feien fie hier reproducirt. 
ehe Tabelle Seite 17 und ı8. 
Wenden wir uns nun er A an der Hand des Kataloges zur Betrachtung der 
temporären Thierausftellung. 
   
  
(Si 
N 
England hatte blofs 8 Rinder eingefendet; deren Austteller find: Dud- 
ding William & Henry (Panton Houfe), Fowler John Kersley (Willow- 
bank) und Smith Henry Frederick (Hamwath Houfe). Gewifs eine fehr 
geringe Zahl, was beidem Umftande als um fo bedauerlicher bezeichnet werden mufs, 
s den Vorzügen des englifchen hochgezüchteten Rindes nach vielfeitigen An 
fchauungen auch die continentale ondärachı fich nicht wird verfchliefsen Bönnen. 
Dazu Dehen diefe Thiere noch durchaus nicht die hohe Vollkommenheit der 
Formen, die man ihnen im Allgemeinen zufchreibt, und es läfst fich behaupten, 
d lafs felbft auf kleinen Thierfchauen in ihrer Heimath ungleich Vollkommneres zu 
nn en ift. Uebrigens darf auch nicht überfehen werden, dafs diefelben nicht, wie 
ir es zu finden "gewöhnt find, für die Ausftellung befonders hergerichtet waren, 
ondertı direct von der Weide zu kommen fchienen. Der continentale Züchter 
  
t fich nur zu häufig und zu leicht verleiten, aus einer fcheinbar vernachläffigten 
Stallpflege auf Mangel an Sorgfaltim Allgemeinen zu fchliefsen, wovon zu einem 
abfälligen Urtheile nur ein Schritt ift, den er bald macht. Unfere Haltungsweife 
des Rindes verlangt eine bei Weitem ganz andere Stallpflege als die Englands, und 
defshalb kann und mufs dasjenige, was bei uns in diefer Hinficht ein Mifsgriff 
äre, dort als gerechtfertigt bezeichnet werden. Deffenungeachtet darf der hobe 
chtwerth der hinter diefen acht Stück ftehenden Type nicht unterfchätzt 
er In Frühreife der Entwicklung und Maftfähigkeit fteht fie unerreicht da 
und wo diefe gebraucht werden, wird der Züchter feinen Blick darau‘ richten, 
darf aber nie vergeffen, dafs grofse Erfolge nur bei reichlicher E rnährung möglich 
find und dafs ihre Eignung zur Milchnutzung nur auf einzelne Stämme be fchränkt 
und zur Zugleiftung überhaupt gering it. 
  
Italien kam mit ı8Stück Rindern — und zwar die landwirthfchaft- 
lichen Comitdsvon Arezzo, Fo ggiound Turin — in denen auf den erften 
PD] 
Blick ein gewiffer Zufammenhang mit den ungarifchen Racen nicht zu verkennen 
ift. Bei ihrem grobknochigen Cl hafakter, bei ihrer Hochbeinigkeit, ihrem fchmalen 
und kurzen Kreuze und der groben und harten Haut dürfen wohl keine befon- 
deren Erwartungen auf fie gefetzt werden. Befcheidenheit in den Anforderungen, 
insbefondere auf E rnährung, dann in Haltung und Pflege, was ihre ftarke Seite 
ift, wird in der heutigen Zeit in der der Menfch täglich mit mehr E rfolg die 
natürlichen, ihm fich gegenüberftellenden Schwierigkeiten befiegt, für die Cultur- 
ftaaten ein immer geringerer Vorzug, wenn fie nicht mit anderen ausgezeich- 
neten Eigenfchaften gepaart ift. 
    
    
      
    
  
  
      
    
    
  
    
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
    
  
  
   
    
    
    
    
   
    
  
    
   
   
      
     
   
  
     
   
    
    
    
    
        
    
      
    
  
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.