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1 Johann Pohl.
weniger bereits verfeinert waren. Insbefondere zeichnet fich nach diefer Richtuı
hin der Mefskirchner Schlag aus, deffen Ausftellung im Uebrigen fehr gut
gebaute Thiere enthielt
Daneben war auch noch eine andere Zuchtrichtung Deutfchl:
zwar nicht in jenem Mafse, wie es zu wünfchen gewefen wäre, doc
Shorthornftücke desBaronsMagnusinDrehfa | Königreich Sachfen und der weifse
Shorthornfier vonH.Sprengel in Schillerslage (Hannover) immerhin als An-
knüpfungspunkte für diefem Fall angefehen werden. Schon feit Jahren findet
Import von Shorthorns nach Deutfchland ftatt, wo diefelben entweder rein fort-
ıds vertreter
ı können die
gezüchtet werden, oder zur Erzeugung von Gebrauchsthieren, das find Kreuzung
produdte zur Mäftung, Verwendung finden. Unter die erfteren Heerden gehört
namentlich von den auf der Ausftellung vertretenen, die des Barons Magnus. F inft-
weilen befchränkt fich dieie Zuchtrichtung zwar noch mehr auf den Norden, wo
die klimatifchen Verhältniffe mehr Aehnlichkeit mit jener Englands haben, inde!
fehlen doch in Mitteldeutfchland Beifpiele dafür nicht.
Obzwar fo von Deutfchland die hauptfächlichften Zuchtrichtungen, die in
der Hauptfache auf Milch- und Fleifchprodudtionen hinauszielen, vertreten ware
betheiligte fich doch Mitteldeutfchland beinahe gar nicht und manch bedeuten
Zucht wird dadurch vermifst. Diefe Thatfache kann gleich hier conftatirt und
klärt werden. weilihr diefelbe Urfache zu Grunde liegt, wie dem Nichterfcheinen
zum Beifpiel des Schweizer Viehes und anderen. Unfere Geifsel, die Rinderpeft,
der die ruffifchen Steppen unaufhörlich neuen Zündftoff nachfenden und die bei
uns mit ihren unfeligen Folgen bereits ftationär geworden ift, hatte zur Zeit der
Ausftellung ebenfalls mehrere Länder inne. Man hatte zwar der Gefahr der An-
fteckung vorgebeugt, indem aus diefen Theilen jedwede Theilnahme an der Aus-
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ftellung unterfagt wurde; das hinderte aber nicht, dafs auf vielen Seiten der Be-
fchlufs gefafst wurde, diefelbe unbefchickt zu laffen.
Die buntefte Rinderausftellung. hatte Oefterreich. Wie wäre das
aber
auch anders möglich? Die Wirkung der mannigfaltigften heimifchen Verhältı
gepaart mit den Folgender aus verfchiedenen Gründen ftattgehabten Blutmifch
mufsten ein Vielerlei von Thiertypen erzeugen.
Entfprechend der Thatfache, dafs im Allgemeinen die einheimifchen Typen
mehr Gegenftand der Pflege der kleineren Heerdenbefitzer find, während der
Grofsgrundbefitz vorwiegend in der Zucht importirter Thiere fein Heil fucht, war
auch die Ausftellung befchaffen und nahmen in diefem Sinne beide Richtungen an
den zufammen beigebrachten 434 Stück Theil. Die meiften der erfteren traten
in Colledtivausftellungen auf und nur wenige felbftftändig. In der Colle dtivaus-
ftellung von Salzburg fanden wir Pinzgauer; in jener von Leoben — dahin
gehören auch die Mariahofer des Benedi &inerftiftes Lambrecht und die
Mürzthaler des Grafen F. Vetter in Grafchnitz, von A. Bernauer in Bruck an
derMur und Rachög in Leoben, die insgefammt befonders ausgezeichnet wurden
_ Mariahofer, Mürzthaler, Murbodenthaler und Pinzgauer; in der von Voralberg
Montafuner und Algäuer; in dervonBregenz ebenfalls Montafuner und Algäuer;
inder Neutitfchein-Fulneker blofs Kuhländer und die der k.k. Lan d-
wirthfchafts-Gefellfchaftin Wien, zu welcher zwar auch Grofs-Grundbefitzer
wie C. Adametz in Möltern, Graf Ernft Harrach in Bruck an der Leitha,
Baron Ludwig Villa-Secca in Grofsau beitrugen, enthielt Mürzth
Algäuer, Montafuner, Schwytzer, Mariahofer und Pinzgauer. Die kleineren Land-
wirthe Kärntens und Tirols treten felbftfländig hervor mit Mürzthalern, I i
gauern, Lavanthalern, Zillerthalern, Möllthalern, Kitzbichlern, Oberinnthalern,
u.f.w. Nennen wir dazu nurnoch die von hervorragenden Domänenbefitzern, refpec-
tive Heerdenbefitzern ausgeftellten Typen, als: von Baron Jakob Romacz ken
inHorodenka die Podolifche ; von Graf Auguft Friesin Czerachora dieSchwytzer;
von BaronKunoHonrichsin Kunftadt die Berner; von der Domäne Feldberg des
Fürften Johann Liechtenftein die Berner; vonder Rinder- und Schweine-
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