Full text: Thierzucht (Heft 62)

   
   
  
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
      
  
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Tohann Pohl. 
Diefem Umftande verdanken wir die Verbreitung des heimifchen Viehes, dem in 
der Ausftellung auch vollkommen Rechnung getragen war. Würde fich feiner die 
züchterifche Intelligenz mehr annehmen, könnten ficherlich auch damit grofse 
Erfolge erreicht werden, aber das ift leider bisher noch wenig der Fall; um fo 
freudiger müffen defshalb die nebft den in der Leobener Collecdtivausftellung bereits 
hervorgehobenen weiter vorhandenen Beifpiele begrüfst werden, die R. v. 
Komers mit feinen Egerländern, BaronRomaczkanmit dem Podolifchen Rinde, 
R.v. Proskowetz mit deutfchem Landfchlage und Andere geben. Die Berück- 
fichtigung der individuellen Eigenthümlichkeiten, die in der deutfchen und öfter- 
reichifchen Schafzucht und in der englifchen Viehzucht überhaupt ihre Triumphe 
feiert, ift hier noch zu wenig zur Anerkennung gelangt und damit w ahrhaft Brauch- 
bares meift nur Folge des Zufalles. Sich aber davon unabhängig zu machen, ift 
würdige Sache des denkenden Menfchen. Der mangelhaften Beachtung der Indivi- 
dualität ift es auch fernerhin zuzufchreiben, dafs fo wenig Conformität überhaupt 
zu finden ift. Diefs erftreckt fich aber nicht blofs auf die Heerden des kleinen, 
fondern auch auf die des grofsen Grundbefitzers. Farbenzeichnung wird oft viel 
mehr berückfichtigt, als tief im ganzen Bau begründete Formen, die natürlich 
höchft bedeutungsvoll für die Gebrauchstüchtigkeit find. 
Daneben exiftirt dann noch eine dritte Richtung, die jedoch erft jüngeren 
Entftehens ift, und zwar jene, die in der öfterreichifchen Abtheilung durch die 
KeltfchanerZuckerfabriks-Domäne und in der ungarifchen durch die erzherzog 
lichAlbrecht’fchen Güter Ungarifch-Altenburg und Bellye Vertretung fand. Die 
Frühreife derenglıfchen Kunftracen fowie ihre Brauchbarkeit zur Maftung find gleich 
allgemein anerkannt und Frankreich, Belgien, Deutfchland und andere Länder 
haben fich fchon längft die Erfolge englifcher Intelligenz und Confequenz 
thierzüchterifchem Gebiete zugewendet. Dasfelbe ftrebt in jüngfter Zeit, wie diefe 
Beifpiel& lehren und hinter denen noch andere ftehen, die aber auf der Ausftel- 
lung nicht vertreten find, auch Oefterreich an. Ehemals glaubte man zwar allge- 
mein, dafsin denklimatifchen Verhältniffen Oefterreichs und Englands ein zu grofser 
Unterfchied beftände, um einen von Erfolg begleiteten Austaufch von Nutzthieren 
möglich zu machen; die Erfahrung hat aber diefe Anfchauüng als Vorurtheil con- 
ftatirt und uns eines Befferen belehrt. Schon feit mehr als einem Jahrzehnt werden 
auf der Domäne Ungarifch-Altenburg Shorthorns gezüchtet, trotzdem diefelbe 
unter gegen England ganz heterogenen Verhältniffen liegt, wie wir es in Cisleith: 
nien kaum wiederfinden. Von Keltfchan aus wird dasfelbe beftätigt und g 
dafs fowohl die importirten Thiere wie auch die Nachzucht, eleichviel, ob 
blut, ob Kreuzungsprodudte, fich bei zweckmäfsiger Behandlung des beften 
Gedeihens erfreuen. Damit gelangt diefe Frage in ein Stadium, wo der Calcul 
Urtheil fpricht und dabei ftel hen 
Verhältniffe immer mehr auf die Seite des englifchen Rindes. Shorthorn-Rein- 
   
( 
  
lt fich die heutige Entwicklung der wirthfchaftlie 
zucht zu treiben, das dürfte allerdings nur an wenigen Orten angezeigt erfcheinen 
denn dazu gehört, um möglichen Erfolg zu erreichen, nicht allein bedeutende 
Capitalskraft, fondern auch höhere züchterifche Begabung und Ausbildung. die 
fernerhin noch mit Liebe zur Sache vereinigt fein müffen. Die Züchtung von Voll- 
blutthieren ift am beften den mit diefen Vorzügen ausgeftatteten Landwirthen zu 
überlaffen und in meiften Fällen, wo es gilt, Fleifch zu produciren, der von Kelt- 
fchan und Altenburg eingefchlagene Weg zu betreten. Derfelbe befteht in der 
Züchtung und Benützung von Halbblutthieren. Nach gefälligen Mittheilungen von 
erfterem Orte follen die weiblichen Kreuzungsproducte nach Kuhländern, Mürz- 
thalern und der Landrace ihren reinblütigen Müttern in Milchleiftung nicht nach 
ftehen, vielmehr fie in vielen Fällen noch übertreffen und ungleich beffer in Bezug 
auf Fleifch und leichte billige Ernährung fein. Die männlichen Halbblutthiere 
nähren fich leicht, entwickeln fich rafch und mäften fich gut aus, fo dafs fie im 
Alter von 21/, Jahren feift ausgefüttert zum Verkaufe gelangen können. Von Unga 
rifch-Altenburg finden wir einen diefe Ausfage controlirenden und gleichzeitig
	        
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