Full text: Thierzucht (Heft 62)

   
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Thierzucht. Oo 
dafs die Heerden in den überfeeifchen Ländern bei ihrer extenfiven Betriebs- 
weife, um in der Wollqualität nicht zu fehr zurückzugehen, des edlen continen- 
talen Blutes nicht entbehren können. Wenn darob nebft vielen anderen auch 
Heerden von Weltruf auf Koften der Wollfeinheit eine Schwankung auf Woll- 
maffe machen, fo kann diefs unter Umftänden auch nur ein Fortfchritt von 
[ehr problematifchem Werthe fein. Um fo ficherer mufs darum verzeichnet wer- 
den, dafs entgegen diefer Strömung in den letzten Jahren wieder hochfeine 
Merinoheerden entftanden find, die, wie die Ausitellung zeigte, auf dem beften 
Wege ftehen, die Miffion jener altehrwürdigen zu übernehmen, die heute über- 
haupt aufgehört haben zu fein, oder wenigftens das zu fein, was fie waren. 
Eine wie hohe Bedeutung die Haidefchnucke auch für die Lüneburger 
Haide und ähnliche Lagen hat, können die fieben allerdings gut geformten 
anwefenden Thiere diefer Type doch keine höhere Rückficht beanfpruchen, als 
die Anerkennung, zur Vollftändigkeit der Sachlage das Ihrige beigetragen zu 
haben. Aehnlich verhält es fich auch mit den anwefenden Rhön- und Franken- 
(chafen, die zwar als Subftrat zur Aufzüchtung von Fleifchfchafen fehr geeignet 
bezeichnet werden. 
Oefterreich machte mit feinen Schafen einen ähnlichen Eindruck wie 
Deutfchland, nur hat es noch nicht im gleichen Mafse dem Drange der anders 
gewordenen Verhältniffe nachgegeben. In der grofsen Mehrzahl warenes Merino- 
heerden, die in ihren Repräfentanten die 433 ausgeftellten Stücke ausmachten 
und von denen die hervorragenderen folgende: Grofs-Herrlitz (Graf Franz Belle- 
garde), Hujece (Anton Jablonowski), Feldsberg (Fürft Johann Liechten- 
ftein), Ratibofitz (Prinz Wilhelm von Schaumburg-Lippe), Perutz (Graf 
Thun-Hohenftein), Weitersfeld (Fürt Khevenhüller-Metfch), Henners- 
dorf (Baron Albert Klein), Poftelberg, Frauenberg und Liebiejitz (Fürften 
Johann Adolf und Adolf Jofef Schwarzenberg), Partfchendorf (Jofef Maria 
und Emma Arefin), Tierlitzko-Freiftadt (Graf Johann Larifch-Mönnich), 
Drnowitz (Baron Mundy), Kollefchowitz (Graf Carl Wallis), Kirchfchlag 
(Theodor Freyler), Czernahora (Graf A. Fries), Zdannek und Kwafitz (Gräfin 
Leopoldine Thun-Hohenftein), Rofsitz (Baron Simon Sina). Neben der 
Zucht vorwiegend aufWollprodudtion hatte auch die Richtung aufFleifchproduction 
ihre Vertreter und find in diefer Hinficht zu nennen: Czernahora (Graf 
Auguft Fries), Keltfchan (Zuckerfabriks-Adtiengefellfchaft), Tefchen (Erz- 
herzog Albrecht), Perutz (Graf Thun-Hohenftein), Kunftadt (Baron 
Cuno Honrichs) und Waleczow (Franz Altgraf zu Salm-Reifferfcheid), 
denen fich Horodenka (Baron Jakob Romaczkan) und Andere mit Zackel- 
fchafen anreihen. 
Sowie unter den Merinoheerden Deutfchlands hat auch hierjedeihren eigen- 
thümlichen Charakter ; Tuchwolle zu erzeugen, iftaber Aller Ziel bis auf Ratiboritz. 
deffen Zucht Boldebucker Abftammung ift und dem entfprechend auf einem hin- 
fichtlich feiner Stärke in der Mitte zwifchen Rambouillet und Merino ftehenden 
Körper hochedle Kammwolle trägt. Unter den Uebrigen befand fich noch eine 
gröfsere Menge von hochedlen Feinheerden, die ihre Traditionen mit Treue 
bewahren. Merkwürdiger Weife knüpfen fich die bedeutenderen Leiftungen 
zumeift an die bekannten Züchternamen des Hofrathes von Dedowic und 
Ernft Heyne inDresden und gedeihen unter den Aufpicien des Erfteren Perutz und 
Drnowitz und »des Letzteren Grofs-Herrlitz, Hennersdorf, Kirchfchlag, Zdaunek 
und Kwafitz beftens. Wie fehr züchterifche Thatkraft ein unumgängliches Bedürf- 
nifs ift, fobald eine Zucht profperiren foll, davon konnte fich der Unbefangene in 
der Ausftellung hinlänglich Ueberzeugung verfchaffen; denn Mängel im Bau der 
Wolle, in Dichte, Bewachfenheit u.f. w. waren ab und zu zu gewahren. Dafs 
darin wohl am allerwenigften für die Zuchtrichtung auf Wollprodudtion das 
Rüftzeu 
g liegt, den Kampf mit den heutigen veränderten Wirthfchaftsverhältniffen 
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