98 J. F. Radinger.
tauchen eines Streifens Curcumzpapieres und Zufchütten von frif(chem Kalkwaffer
in ein Glas voll gereinigten Waffers befteht. Wird erfteres geröthet, fo kommt zu
viel, macht letzteres eine Trübung, fo kommt zu wenig Kalkwaffer zu, und der
Gang der Pumpe wird darnach geregelt.
Bei dem eben verwendeten Speifewaffer brauchte man circa !/,, desfelben
an Kalkwaffer und ein Filter von ı Meter Durchmeffer und 0:8 Meter Höhe läfst
per Stunde etwas mehr als 3 Cubikmeter durch. Es hält ungefähr ı4 Tage, bis es
verlegt ifl, wenn es nicht etwa ein plötzlicher Wafferdruck bis zur Undurchläffig-
keit comprimirt. Stets find wenigftens zwei Filter für das Wechfeln noth.
Nach dem Kalkzufatz könnte noch durch eine zweite Pumpe Soda oder
Chlorbarium zugefpritzt werden, um auch den Gyps zu fällen.
Diefs Ganze ift natürlich die rationellfte Art und entfernt beftimmt die
fchädlichenSalze. Ob aber die Anlage- und {allerdings geringen) Erhaltungskoften,
Raum etc. nicht ein Capital verlangen, mit.deffen Intereffen man das Keffelputzen
weitaus decken kann, und ob mögliche Störungen nicht dennoch verleidend auf.
treten -— ift eine Specialfrage, die nicht allgemein zu entfcheiden kommt.
Bei den Ausftellungskeffeln wurde nur der kohlenfaure Kalk angefchafit,
daher doch des Gypfes halber das Keffelputzen (aberfeltener als fonft) nöthig wurde.
Der Keffelftein-Apparat von Fr.Wohnlich. In Mitte eines Dampf-
domes fteht ein unten gefchloffenes Rohr aus Weifsblech, welches von der Kopf-
platte des Domes bis zum Keffelboden reicht. Oben tritt das Speiferohr central
hinein und mündet nahe dem unteren Ende des weiten Rohres, in welchem das
Waffer auffteigt und an deffen Oberrande es überfällt. Aufsen trägt diefes Rohr
eine aufgelöthete Spiralrinne, und das Waffer foll in diefer niederkreifend, feine
kohlenfaueren Salze ausfcheiden und zurücklaffen, indem es bereits ins Kochen
kommend die halbgebundene Kohlenfäure verliert.
Der Gyps foll dann durch Kochfalz und Catechu unfchädlich gemacht
werden, welche zu gleichen Gewichtstheilen in einem gegebenen Verhältniffe zum
Wafferinhalt des Keffels (ohne Analyfe?) einzubringen find.
Von Zeit zu Zeit hat der Apparat gereinigt zu werden.
Er iftwahrfcheinlich nur für kleine Keffel verwendbar, denn bei den riefigen
Maffen, welche ein grofser Keffel gibt, würde er fich bald ganz begraben.
Keffelftein-Gegenmaffen allgemeiner Wirkfamkeit kann es felbft
verftändlich nicht geben, nachdem die Mineralgehalte der Wäffer weit von ein
auder weichen. Der Chemiker findet wohl die paffenden Zufätze und ihre Verhält-
niffe zu jedem Speifewaffer, welche deffen Rückftände entweder löfen oder pulve-
rig machen, jedoch in der Hand des Laien find alle diefe Mittel nur eine gefähr-
liche Arznei
Oefter wird dann ein folches, für ein beftimmtes Waffer bewährtes, aber
bei anderer Zufammenfetzung den Keffel unnöthig befchwerendes, wenn nicht gar
fchädigendes Mittel von einem Unternehmer aufgefafst, mit billigen organifchen
Subftanzen verunreinigt, um das „Geheimnifs“ zu bedecken, und dann Jedem ver-
kauft, der es (über-) zahlt.
In die Ausftellung kam nur:
Die Keffelftein-Maffe von Carl Königin Wien. Es ift inimer erfreu
lich, wenn Jemand durch feine Erfindung nicht felbft enttäufcht wird, und Herr
König ift fortwährend überzeugt, dafs feine Maffe zu „4o bis 65 Percent Erfparung
an Brennmaterial, und zur Verhütung jeder Explofion bei Dampfkeffeln dient“.
Diefe Maffe befteht nur aus vegetabilifchen Stoffen, und wie es ein Handels-
chemiker in Hamburg dem Herrn König beftätigte, enthält fie Nichts, was dem
Keffel oder den Ventilen fchädlich wäre. In der Ausftellung wurde fie einmal ver
fucht, und hat fich auch dem Keffelftein gegenüber ähnlich verhalten.
Von den zahlreichen Atteften (hiefiger Firmen), welche während der Aus
ftellung darüber vertheilt wurden, war Keines unter zwanzig Jahre alt.