90 J.F. Radinger
Der Keffel felbft beftand aus
einer Feuerkifte von 0'70 Meter
Breite und 0'60 Meter Länge, .von
deren Rückwand 28 Stück, je 60
Millimeter weiter Rohre zur Rauch-
büchfe zogen. Die Heizfläche des
\ 8-pferdig genannten Keffels beftimmt
fich daraus auf 12:5 Quadratmeter
(155 per Pferd), die Roftgröfse auf
1/;o der Heizfläche und die Rohr-
querfchnitte auf 1. des Roftes.
Die Rohre find ohne Stutzen
in die Feuerkifte gedrückt, was Bedingung für das Reinigen bei Strohheizung
ift und von diefer Firma zuerft angewendet wurde.
Der Apparat für die Strohheizung ift der denkbar einfachfte und befteht
aus einem grofsen gufseifernen Trichter, welcher unter der gewöhnlichen Feuer-
thür an der Keffelftirne fitzt und in den Heizraum mündet.
Die Feuerung gefchieht nun durch das regelmäfsige Einführen gröfserer
lockerer Strohballen durch den Trichter mit Hilfe einer eifernen Gabel.
Ein einfacher Mann, der damit eine von fonfther gewohnte Verrichtung
übt, genügt dazu vollkommen und da kein Mechanismus vorkommt, entfällt die
Gefahr eines Unftandes von felbtt.
Der Strohballen in der Feuerbüchfe brennt nun frei in der Luft, da fein
Ende, gleichzeitig einen falfchen Luftzug wehrend, noch hinten im Trichter fteckt.
Wie er niederbrennt, lichtet fich derSchlund und gibt dem Heizer dasZeichen zu
frifchem Nachfüllen. Die niederbrennenden Halme werden dann von drei oder
vier Stäben am Boden der Feuerkifte aufgehalten in den tiefliegenden Afchraum
zu fallen.
Die ober dem Feuerloche befindliche Heizthüre geftattet ein zeitweiliges
Abkehren der Innenwände von der fpinnwebartig glafigen Schlacke, welche die
Strohverbrennung kennzeichnet.
Durch diefe Heizthüre kann aber auch mit Kohle geheizt werden, nach-
dem auf die Roftträger in der Büchfe gewöhnliche Stäbe gelegt worden find.
Ich nahmüber Einladung des Generalagenten der Firma, Herrn Paul Kotzo
am 6. October 1873 eine Heizprobe mit gleichzeitiger Waffermeffung und Bremfung
einer folchen Locomobile vor.
Die Ergebniffe diefes 581/, Minuten dauernden Verfuches waren folgend
Gewogene Strohmenge. . 10 Kilögrane
Damit verdampfte Gelannt- W affermeng e 380 Kilogramm reducirt auf
Oo. Grad... . 321 Kilogramm
I Kilogramm Ströh Veldamı pft auhe T: "97 Kilogtanim Waffer von o Grad.
Die Verdampffähigkeit ie guter Kohle zu 6°5 angenommen, verhält
fich Fr gleichem Gewichte der Heizwerth des Ströhes zu jenem der Kohle
ie 1.2339:
rat wurden von diefer fogenannt 8-pferdigen Mafchine an der
Eafton’fchen Bremsfcheibe unter Zufchlag von %, Pferd als Reibungsarbeit des
Apparates, ı6 Pferdeftärken, wobei der Dampf während der Verfuch ıszeit von
72 auf 60 Pfund englifch und die Tourenzahl von 140 auf 120 per Minute fank.
Pro Stunde und Pferd genügt daher eine Menge von 10:44 Kilogramm en
Noch ift zu erwähnen, dafs der Fülltrichter einen auffchlagbaren Decke
hat, welcher den Feuerraum in den Ruhepaufen fchliefst, und dafs der Schorniläin
ein Funkennetz, aber ohne Blechdecke trägt. Dafs letztere nöthig wäre, bezeugten
einige Brandlöcher in meinen Kleidern.
In Ungarn follen bereits viele folcher ftrohgeheizter Locomobilen zur
Zufriedenheit ihrer Benützer in Arbeit ftehen. Der Brief eines Gutsbefitzers gibt