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98 Guftav Semrad und Johann Sterbenz.
lichen Aufprotz- und Richtöfen und Handhaben. Gebremft wird in altherkömm-
licher Weife mit dem Radfchuhe. Die Requifiten boten nichts Befonderes.
Die Laffete fiel durch ihre aufsergewöhnliche Kürze auf, befafs aber weder
leichte, noch gefällige Formen.
Spanien. Dasfpanifche Kriegsminifterium hatte die Ausftellung
im Allgemeinen fehr reichlich befchickt, jedoch nur das feit 1870 eingeführte
broncene 8-Centimeter-Feldgefchütz, und einige Zündergattungen in natür-
licher Gröfse, alle übrigen artilleriftifchen Objedte aberin Modellen nach
Wien gefendet.
Da waren zunächtt die in der fpanifchen Artillerie gegenwärtig beftehenden
Feldgefchütz - Rohre, das ftählerne Krupp’fche und das broncene
Modell ı868 fammt den zugehörigen Munitions- und Trainwagen, die
Gefchütze befpannt, vorhanden.
Weiters das eingeführte Gebirgsgefchütz, auf Tragthieren verladen,
und in derFeuerbereitfchaft; eine glatte 28- Centimeter-Küftenkanone und
ein gezogener Vorderladungs-Mörfer mit ihren Laffeten und Rahmen,
endlich eine leichte und fchwere Transportir- und eine Hebeprotze.
Das fpanifche neuere Materiale ift fehr wenig bekannt; diefs veranlafste uns
von demfelben mindeftens eine fkizzenhafte Befchreibung zu bringen. Leider
konnten wir über mehrere wiffenswerthe Punkte keine authentifchen Auskünfte
erhalten. So fühlbar indeffen die dadurch entftandenen Lücken auch find, fo läfst
das Nachfolgende immerhin einige Orientirung und Vergleichung conftrudtiver
Verhältniffe zu.
Die von der Firma Krupp bezogenen Stahlrohre find dem fächfifchen
$8-Centimeter-Gefchütz conform.
Das Broncerohr, deffen Hauptdimenfionen in der folgenden Tabelle
(iehe Seite 99) vergleichsweife mit jenen des Stahlrohres angegeben find, ift mit
dem Krupp’fchen Rundkeil (aus Stahl) verfehen, deffen Ladeöffnung mit
einem bis zur Hälfte reichenden Broncering gefüttert ift.
Die Bohrung fchliefst ein ftählerner, zur Hälfte mit Schraubengewinden
verfehener Ring ab, in welchen der Broadwellring eingefetzt wird. Das Zündloch
ift in einen vertical zur Rohraxe ftehenden, eingefchraubten Kern gebohrt.
Jas vordere Vifirkorn ift aus Eifen erzeugt, mit vier neben einander ein-
gefchnittenen Grinfeln verfehen, und in einen, auf dem rechten Schildzapfen
befindlichen Angufs eingefetzt; der dreikantige hohe Stangenauffatz ift aus Meffing
hergeftellt, und hat das bekannte Mikrometer-Vifir.
Beim Schiefsen wird zur Reinigung der Bohrung eine mit einer Fett-
mifchung gefüllte linfenförmige Kapfel benützt.
Die Granaten find mit dem preufsifchen Percuffionszünder verfehen.
Die Büchfenkartätfchen haben zinkblecherne Hülfen mit einer
Wulft in der Längenmitte und zinkene Böden.
Die ausgeftellte Broncekanone, deren Conftrudtion im Jahre 1868 feft-
geftellt wurde, und deren Gufs vom Jahre 1869 datirt, iftbe reits mit 1412 Schüffen
befchoffen, von denen 515 zur Probe in der Fabrik abgegeben wurden. Die
balliftifche Wirkung foll bisher nicht alterirt wor denfein. In der That zeigte
die Bohrung auch nur geringfügige Ausbrennungen, und felbft der Zündloch-Stollen
fafs feft ohne Klaffung, obwohl dasZündloch bedeutend erweitert und ausgebrannt
war. Nur im Fluge war eine in der Transverfalebene der Bohrung gelegene,
wahrfcheinlich von einem explodirten Gefchoffe herrührende Vertiefung einzelner
Felder wahrnehmbar. Diefe geringen Zerftörungen des Rohres nach 1412 Schüffen
deuten auf ein fehr rationelles Schmelz- und Gufsverfahren hin.
Die Laffete des 8-Centimeter-Broncerohres ift aus Holz erzeugt, und
befteht aus zweiniederen an Dicke gegen den Protzftock, inden fie ohne Zwifchen-
el übergehen, zunehmenden Wänden; diefelben find blofs mit eifernen Bolzen
rieg