Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

8 47, 48. Elektromagnetismus. 95 
der Spirale, so zeigt sich, dass die vom Strome durchflossene Spirale 
schon allein magnetische Eigenschaften hat, wenngleich in viel 
schwächerem Grade, als wenn der Eisenstab noch darin war. Das 
eine Ende der Spirale zieht den Nordpol einer Magnetnadel an und 
stösst den Südpol ab, das andere Ende verhält sich umgekehrt. Hängt 
man eine solche Spirale freischwebend auf, so dass sie in einer hori- 
zontalen Ebene sich drehen kann, dann stellt sie sich in den mag- 
netischen Meridian ein, ihr eines Ende zeigt nach Norden, das andere 
nach Süden, und wenn man letzteres betrachtet, so findet man, dass 
der Strom in derselben Richtung kreist, wie der Zeiger einer Uhr. Es 
folgt daraus, dass man jedes Element eines galvanischen Stromes er- 
setzt denken kann durch einen kleinen Magneten, welcher senkrecht 
auf das Stromelement gerichtet ist, und umgekehrt jedes magnetische 
Element ersetzt denken kann durch einen senkrecht darauf gestellten 
galvanischen Strom. Die Richtung des letzteren folgt einfach aus der 
oben gegebenen Regel. Daraus ist dann von selbst klar,. wie alle 
Wirkungen, welche der elektrische Strom in die Ferne ausübt, auch 
hervorgebracht werden können durch Magnetstäbe, und dass diese 
Wirkungen sehr verstärkt werden, wenn man in die vom Strom durch- 
flossene Spirale einen weichen Eisenstab steckt. Denn indem dieser 
durch den Strom zum Magneten wird, unterstützt er die Wirkungen 
des Stromes. 
$ 48. Seien A und B zwei parallele kreisförmige, von einander 
isolirte Leiter, und A von einem Strome durchflossen, so wird ein in 
B eingeschalteter Multiplikator natürlich keine Ablenkung zeigen. 
Bewegt man jedoch den einen dieser Leiter mit grosser Geschwindig- 
keit gegen den anderen, so wird die Nadel des Multiplikators abge- 
lenkt und zeigt hierdurch an, dass in B ein Strom zirkulirt, welcher 
jedoch nur so lange dauert, als die Bewegung. Die Richtung dieses 
Stromes ist verschieden je nach der Richtung der Bewegung. Wird 
nämlich die Entfernung der beiden Leiter vergrössert, so ist der in B 
entstehende Strom gleichgerichtet dem in A zirkulirenden, werden die 
Leiter aber einander genähert, so hat der in B entstehende Strom die 
entgegengesetzte Richtung, wie der in A zirkulirende. 
Die Stärke der Ströme, welche solchergestalt bei der Bewegung 
durch die Wirkung des in A zirkulirenden Stromes in B entstehen 
und welche man Induktionsströme oder induzirte Ströme nennt, 
ist um so grösser, mit je grösserer Geschwindigkeit die Bewegung ge- 
schieht, immer aber äusserst schwach. Man kann dieselben jedoch 
 
	        
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