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der Spirale, so zeigt sich, dass die vom Strome durchflossene Spirale
schon allein magnetische Eigenschaften hat, wenngleich in viel
schwächerem Grade, als wenn der Eisenstab noch darin war. Das
eine Ende der Spirale zieht den Nordpol einer Magnetnadel an und
stösst den Südpol ab, das andere Ende verhält sich umgekehrt. Hängt
man eine solche Spirale freischwebend auf, so dass sie in einer hori-
zontalen Ebene sich drehen kann, dann stellt sie sich in den mag-
netischen Meridian ein, ihr eines Ende zeigt nach Norden, das andere
nach Süden, und wenn man letzteres betrachtet, so findet man, dass
der Strom in derselben Richtung kreist, wie der Zeiger einer Uhr. Es
folgt daraus, dass man jedes Element eines galvanischen Stromes er-
setzt denken kann durch einen kleinen Magneten, welcher senkrecht
auf das Stromelement gerichtet ist, und umgekehrt jedes magnetische
Element ersetzt denken kann durch einen senkrecht darauf gestellten
galvanischen Strom. Die Richtung des letzteren folgt einfach aus der
oben gegebenen Regel. Daraus ist dann von selbst klar,. wie alle
Wirkungen, welche der elektrische Strom in die Ferne ausübt, auch
hervorgebracht werden können durch Magnetstäbe, und dass diese
Wirkungen sehr verstärkt werden, wenn man in die vom Strom durch-
flossene Spirale einen weichen Eisenstab steckt. Denn indem dieser
durch den Strom zum Magneten wird, unterstützt er die Wirkungen
des Stromes.
$ 48. Seien A und B zwei parallele kreisförmige, von einander
isolirte Leiter, und A von einem Strome durchflossen, so wird ein in
B eingeschalteter Multiplikator natürlich keine Ablenkung zeigen.
Bewegt man jedoch den einen dieser Leiter mit grosser Geschwindig-
keit gegen den anderen, so wird die Nadel des Multiplikators abge-
lenkt und zeigt hierdurch an, dass in B ein Strom zirkulirt, welcher
jedoch nur so lange dauert, als die Bewegung. Die Richtung dieses
Stromes ist verschieden je nach der Richtung der Bewegung. Wird
nämlich die Entfernung der beiden Leiter vergrössert, so ist der in B
entstehende Strom gleichgerichtet dem in A zirkulirenden, werden die
Leiter aber einander genähert, so hat der in B entstehende Strom die
entgegengesetzte Richtung, wie der in A zirkulirende.
Die Stärke der Ströme, welche solchergestalt bei der Bewegung
durch die Wirkung des in A zirkulirenden Stromes in B entstehen
und welche man Induktionsströme oder induzirte Ströme nennt,
ist um so grösser, mit je grösserer Geschwindigkeit die Bewegung ge-
schieht, immer aber äusserst schwach. Man kann dieselben jedoch