Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
  
  
102 Stärkere Wirkung der Drahtbündel. Kap. VIII. 
ohne denselben (was sehr gut nach der Empfindung geschehen kann, 
welche sie z. B. in den Armen hervorrufen), so wird man finden, dass 
diese nicht so sehr verstärkt ist, als man nach der Zunahme der 
magnetischen Wirkung erwarten sollte. Ersetzt man nun den Eisen- 
stab durch ein Bündel weicher Eisendrähte, so erscheint die physio- 
logische Wirkung ungemein verstärkt. Der Grund dieser stärkeren 
Wirkung des Drahtbündels erhellt aus folgender Betrachtung: Stellt 
in Fig. 46 der mittlere Kreis die primäre Rolle, der äussere Kreis 
die sekundäre Rolle und der mittelste schraffirte 
Kreis den massiven Eisenstab vor, so entsteht bei 
der Schliessung des primären Stromes nicht nur in 
der sekundären Rolle ein Induktionsstrom, sondern 
auch in der Masse des Eisenkernes, welcher ja auch 
ein Leiter ist. Dieser letztere nun wirkt bei seinem 
Entstehen wieder induzirend auf die sekundäre S pirale, 
und zwar in entgegengesetzter Richtung als die primäre Spirale. Der 
Induktionsstrom der sekundären Spirale erleidet dadurch eine solche 
Verzögerung, dass seine physiologische Wirkung beträchtlich geschwächt 
wird. Derselbe Vorgang wiederholt sich bei der Oeffnung des Stromes. 
Besteht der Eisenkern jedoch aus einem Bündel dünner Drähte, welche 
durch einen Firnissüberzug oder auch nur durch die dünne Oxydschicht, 
welche sich beim Ausglühen gebildet hat, von einander isolirt ‚sind, 
so kann der innere Induktionsstrom nicht entstehen, mithin fällt die 
physiologische Wirkung des in der sekundären Spirale entstehenden 
Stromes stärker aus. 
Auf demselben Vorgange beruht auch die schwächende Wirkung, 
welche ein zwischen der primären und der sekundären Spirale einge- 
schobener Leiter ausübt. Denken wir uns zwischen den beiden 
Spiralen eine kupferne Röhre eingeschoben, so spielt diese dieselbe 
Rolle, wie vorher der massive Eisenkern. Zieht man die kupferne 
Röhre allmählich heraus, so wird ihre schwächende Wirkung immer 
geringer. Einer solchen Röhre bediente sich Duchenne bei seinen 
Induktorien, um die Wirkung derselben nach Belieben abzustufen. 
Die verzögernde Wirkung, welche massive Eisenkerne oder die 
eben erwähnte Kupferröhre ausüben, bringt aber auch die primäre 
Spirale selbst schon hervor durch den in ihr selbst entstehenden 
Extrastrom. Schliesst man den Strom in der primären Spirale, so 
entsteht in ihr zugleich der Extrastrom und dadurch wird der in der 
sekundären Spirale induzirte Strom verzögert und seine Wirkung ge- 
schwächt. Bei der Oeffnung aber kann der Extrastrom in der primären 
  
Fig. 46. 
     
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
      
    
   
    
   
   
   
  
    
  
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.