Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
  
  
  
  
  
  
134 Lippmann’s Kapillarelektrometer., Kap. IX. 
sind besonders dann sehr bedeutend, wenn man mit schnell veränder- 
lichen Stromstärken zu arbeiten hat, wo die gewöhnlich schwingenden 
Magnete gar nicht zur Ruhe kommen, so dass eine genaue Ablesung 
ganz unmöglich wird. 
$ 64. Aus der Reihe der Rheoskope, welche nicht auf der Ab- 
lenkung von Magneten beruhen, wollen wir noch zweier Apparate ge- 
denken, welche für manche Zwecke sehr geeignet sind und sich durch 
ihre ausserordentliche Empfindlichkeit auszeichnen. 
Das erste derselben ist Lippmann’s Kapillarelektrometer. 
Zieht man ein Glasrohr zu einem möglichst schlanken, sich allmäh- 
lich konisch verengernden Kapillarrohr aus und füllt dasselbe mit 
Quecksilber, so fliesst dieses wegen der Kapillarwirkung des engen 
Rohrs selbst bei beträchtlichen Drucken nicht aus. Taucht man das 
Kapillarrohr in sehr verdünnte Schwefelsäure, bringt durch Verstärkung 
des Drucks einen_Tropfen Quecksilber zum Ausfliessen und lässt dann 
wieder mit dem Drucke nach, so wird ein wenig Schwefelsäure in 
das Kapillarrohr eingesogen. Stellt man ein Mikroskop auf die Grenze 
zwischen Quecksilber und Schwefelsäure ein, so sieht man die Kuppe 
des ersteren mit einem scharfrandigen konvexen Meniskus gegen die 
Schwefelsäure begrenzt. 
Wenn man nun einen elektrischen Strom in der Richtung von 
der Schwefelsäure zum Quecksilber hindurchleitet, so verändern sich 
die kapillaren Eigenschaften des Quecksilbers und damit sein Meniskus 
und dieser weicht von dem Ende des Kapillarrohrs zurück, nach dem 
weiteren Teil des Rohrs hin. Man kann entweder die Grösse dieses 
Ausschlags, wenn sie sich innerhalb enger Grenzen hält, mit Hilfe 
eines Mikrometers messen, oder man kann durch erhöhten Druck den 
Meniskus wieder auf die Stelle zurückbringen, auf der er sich vorher 
befand. In diesem Falle muss man einen um so grösseren Druck 
anwenden, je grösser die elektromotorische Kraft ist, welche die Ver- 
schiebung bewirkt hat, während es auf die Stromstärke dabei nicht 
ankommt. 
Das Kapillarelektrometer ist vollkommen aperiodisch, da die dem 
Quecksilber erteilte Geschwindigkeit selbst bei den grössten vor- 
kommenden Verschiebungen immer nur eine sehr geringe und die 
Widerstände der Reibung im Vergleich zu dem Trägheitsmoment sehr 
gross sind. Dabei vollzieht sich die Verschiebung in ausserordentlich 
kurzer Zeit. Deshalb wird dieses Instrument besonders dann von 
Nutzen sein, wenn es'.sich um Beobachtung sehr schnell verlaufen- 
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