Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

521. Messung veränderlicher Ströme. 157 
worin c und ce, die Konstanten der beiden Instrumente sind, welche 
bekannt sein müssen, um sowohl J als auch t in absoluten Maassen 
zu bestimmen. 
Bei den vorhergehenden Betrachtungen ist stets vorausgesetzt 
worden, dass die Ströme, wenn auch sehr kurze Zeit dauernd, doch 
während dieser Zeit vollkommen konstant sind, insbesondere, dass 
bei der Schliessung die Intensität sogleich plötzlich von Null bis zu 
einer gewissen Grösse ansteige und bei der Oeffnung ebenso plötzlich 
von jener Grösse auf Null zurücksinke. Es kommt aber häufig vor, 
dass man die Intensität von Strömen zu bestimmen hat, bei welchen 
diese Bedingung nicht erfüllt ist, bei welchen die Intensität in irgend 
einer unbekannten Weise ansteigt, und dann wieder absinkt, wie dies 
2. B. bei den durch Induktion erzeugten Strömen der Fall ist. (Vel. 
die Erörterung darüber in $ 55.) Bei solchen Strömen kann natür- 
lich nur im uneigentlichen Sinne von Intensität die Rede sein, da 
diese ja in jedem Augenblick eine andere ist. Leitet man einen 
solchen Strom durch die Bussole Fig. 60 oder eines der anderen oben 
beschriebenen Instrumente, so erfolgt ein Ausschlag, welcher pro- 
portional ist der ganzen Elektrizitätsmenge, welche durch das In- 
strument ging. 
Ist die Dauer solcher Ströme so gering, dass man sie für 
momentan ansehen kann, wie dies z. B. bei den durch Oeffnung eines 
primären Stromes erzeugten Induktionsströmen der Fall ist oder bei 
den Entladungen einer Leydener Flasche, so kann man jene Elek- 
trizitätsmenge geradezu statt der Intensität zur Messung des Stromes 
benutzen. Ist aber die Dauer der Ströme nicht unendlich klein, so lässt 
sich aus der Elektrizitätsmenge weder die Dauer noch die Intensität 
bestimmen, da eine und dieselbe Elektrizitätsmenge in sehr ver- 
schiedener Weise sich abgleichen kann. Es können daher zwei Ströme 
von ganz verschiedener Dauer gleiche Blektrizitätsmengen haben, also 
an der Bussole gleiche Ablenkungen hervorrufen, während z. B. ihre 
physiologischen Wirkungen sehr verschieden sind, wie wir dies schon 
von den beiden bei der Schliessung und Oeffnung entstehenden In- 
duktionsströmen des Induktoriums gesehen haben. Die experimentelle 
Bestimmung des eigentlichen Verlaufes solcher Ströme ist dann äusserst 
schwierig. Man muss zu diesem Zwecke den veränderlichen Strom in 
viele möglichst kleine Zeitteilchen zerlegen, die man einzeln durch die 
Bussole leitet. Indem man annimmt, dass in diesen kleinen Zeit- 
teilchen die Intensität sich nicht merklich ändert, also als konstant 
angesehen werden kann, erhält man eine Kenntniss von dem zeitlichen 
 
	        
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