160 Thermoelektrizität. Kap. XI.
Lötet man an einen Wismuthstab beiderseits starke Kupferdrähte
und verbindet diese mit der Tangentenbussole Fig. 19, so erhält man
eine Ablenkung im einen oder anderen Sinne, wenn man die eine der
beiden Lötstellen erwärmt oder erkältet. Wenn man nun die eine
der Lötstellen auf konstanter Temperatur erhält, indem man sie z. B.
mit schmelzendem Eis umgibt, und der anderen nach und nach ver-
schiedene Temperaturen erteilt, so kann man die Stärke der Ströme
messen, welche diesen Temperaturen entsprechen. Auf diese Weise
findet man, dass die elektromotorische Kraft, welche durch
die ungleiche Temperatur der beiden Lötstellen entsteht,
proportional ist der Temperaturdifferenz der beiden Löt-
stellen.
Stellt man diesen Versuch mit anderen Metallen an, indem man
z. B. den Wismuthstab durch einen Eisenstab ersetzt, so findet sich
auch hier, dass die elektromotorische Kraft den Temperaturdifferenzen
der Lötstellen proportional ist, aber die absoluten Werte der elek-
tromotorischen Kräfte für eine und dieselbe Temperaturdifferenz sind
nicht dieselben bei Anwendung des Eisenstabes wie bei Anwendung
des Wismuthstabes. Ebenso würde man wieder andere Werte er-
halten, wenn man einen Stab von Neusilber oder sonst einem anderen
Metalle nähme.
In allen diesen Fällen ist das eine der beiden angewandten
Metalle stets Kupfer. Man kann aber auch die elektromotorischen
Kräfte anderer Metallkombinationen mit Hilfe der Tangentenbussole
prüfen. Lötet man z. B. an einen Wismuthstab jederseits einen
Antimonstab und verbindet die beiden Antimonstäbe mit der Tangenten-
bussole mit Hilfe kupferner Drähte, so hat man einen Kreis aus drei
Metallen: Wismuth, Antimon und Kupfer. Behalten die beiden Löt-
stellen, in welchen Kupfer und Antimon zusammenstossen, in dem
Versuche stets gleiche Temperatur, so kann durch sie kein Strom er-
zeugt werden. Erwärmt oder erkältet man also eine der Lötstellen
zwischen Wismuth und Antimon, so erhält man einen Strom ebenso
als wenn der Kreis nur aus diesen beiden Metallen bestände.
$ 75. Auf diese Weise kann man die elektromotorischen Kräfte
„wischen beliebigen Metallkombinationen für eine bestimmte Temperatur-
differenz bestimmen. Die folgende Tabelle gibt einige solche nach den
Versuchen von Wiedemann.
Es ist für 1° ©. Temperaturdifferenz die elektromotorische Kraft
zwischen: