Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

    
  
  
  
   
    
   
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
     
   
  
  
   
  
  
  
   
170 Verfahren bei der elektrischen Temperaturbestimmung. Kap. XI. 
Strom erst zu kompensiren, damit die Nadel auf Null stehe, wo sie 
jede Veränderung mit der grössten Empfindlichkeit anzeigt. Dieses 
Kompensiren kann mit Hilfe des Rheochords und eines Daniell’schen 
Elementes oder der Sternsäule geschehen, wie wir dies in $ 67 kennen 
gelernt haben. Man kann sich aber auch hierzu der Thermoströme 
bedienen. Zu dem Ende schaltet man in den Kreis eine Thermosäule 
mit Strahlungskegeln ein, wie sie Melloni benutzt hat, stellt vor 
das eine Ende derselben einen Metallschirm und dahinter einen mit 
warmem Wasser gefüllten Würfel Indem man den Metallschirm vor- 
sichtig fortschiebt, kann man die eine Seite der Thermosäule gerade 
so stark durch Bestrahlung erwärmen, dass die Nadel des Multipli- 
kators auf Null steht. 
Für die Muskeln werden die Versuche noch einfacher, wenn man 
die Lötstellen abwechselnd in zwei verschiedene Muskelgruppen ein- 
führt und dann die eine Gruppe zur Kontraktion bringt. Eine solche 
Versuchsreihe machte Becquerel und nach ihm Helmholtz über 
die Wärmeentwickelung bei der Muskelkontraktion. Helmholtz führte 
sechs platte Nadeln aus Eisen und Neusilber quer durch die Ober- 
schenkelmuskeln von Fröschen, so dass die sechs einen Lötstellen in 
dem einen, die sechs anderen in dem anderen Schenkel steckten. Die 
Nadeln wurden so verbunden, dass der Strom bei Erwärmung des 
einen Schenkels durch alle Nadeln in gleicher Richtung gehen musste. 
Eine Kompensation wurde nicht angewandt, sondern man wartete ab, 
bis die Schenkel gleiche Temperatur hatten. Wurde nun der eine 
Schenkel von seinen Nerven aus in Tetanus versetzt, so zeigte der 
Thermomultiplikator eine. Ablenkung, welche einer Temperaturerhöhung 
um 0,14 bis 0,18° Ö. entsprach. 
Heidenhain hat diese Versuche wieder aufgenommen, und indem 
er sich einer ganz kleinen T’hermosäule von Antimon- und Wismuth- 
stäben bediente, an welche der Muskel seitlich angelegt wurde, gelang 
es ihm, selbst die Wärmebildung bei einer einzigen Muskelzuckung 
zu bestimmen. Dieselbe betrug 0,001 bis 0,005° ©. Noch empfind- 
lichere Galvanometer wandte Fick an, so dass er die Wärmeentwicke- 
lung bei einzelnen Zuckungen und beim Tetanus mit kleinen Thermo- 
säulen aus dünnen Eisen- und Neusilber-Blechstreifen messen konnte. 
Er fand so Unterschiede je nach der Spannung des Muskels und 
andern Umständen, welche auf die Zuckung von Einfluss sind. Auch 
für andere physiologische und pathologische Untersuchungen, wo es 
nicht auf absolute Temperaturbestimmungen, sondern nur auf Unter- 
schiede in der Temperatur zweier verschiedener Orte ankommt, ist die 
  
  
	        
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