178 Erregung der sensiblen Nerven. Kap. XII.
jenen Punkten eine starke Erregung sensibeler Nerven möglich ist,
während die Wirkung an anderen Stellen unmerklich ist. ° Handelt
‚es sich daher um Erregung der sensibelen Nerven gewisser Haupt-
partien, so wird man sich nicht eines einzelnen Drahtes als Elektrode
bedienen, sondern besser einer metallenen Platte. Noch besser aber
ist es, die Elektrode in einen Pinsel von feinen Metalldrähten aus-
laufen zu lassen, wie dies Duchenne eingeführt hat. Denn ein
solcher Pinsel berührt die Haut viel gleichmässiger, als eine starre
Platte. Jeder der feinen Drähte gibt dann einen Eintrittspunkt für
die Elektrizität ab, an welchem die Dichte bei passender Wahl des
Stroms hinlänglich gross ist, um eine beträchtliche Erregung sämt-
licher Gefühlsnerven im Bereiche des Pinsels zu bewirken.
Hierbei ist vorausgesetzt worden, dass beide Elektroden aus
Drähten, Platten oder Pinseln bestehen. Dann findet die Erregung
auch an beiden statt. Da aber der Widerstand der Epidermis dabei
ausserordentlich gross ist, so bedarf es sehr starker Induktionsströme,
um merkliche Wirkungen zu erzielen; und dabei könnte es auch vor-
kommen, dass bei nahe neben einander aufgesetzten Elektroden und
sehr trockener Epidermis die entgegengesetzten Rlektrizitäten sich der
Oberfläche der Epidermis entlang mit einander verbinden, und so gar
keine Erregung zu Stande kommt. Sind aber die Elektroden weiter
von einander entfernt, und die Induktionsströme nicht hinreichend
kräftig, so kann es vorkommen, dass durch den doppelten Widerstand
der beiden Epidermisstellen die Stromstärke so sehr verringert wird,
dass sie nicht ausreicht, überhaupt eine genügende Erregung zu be-
wirken. Also kommt es darauf an, den Widerstand zu verringern.
Dies erreicht man dadurch, dass man die eine Epidermisstelle gut
durchfeuchtet und der auf sie aufzusetzenden Elektrode die Gestalt
einer grossen mit einem feuchten Schwamme überzogenen Platte gibt.
Der Schwamm hat den Vorteil, die Epidermis feucht zu erhalten und
sich der Oberfläche gut anzuschmiegen. In Folge der Durchfeuchtung
wird die Epidermis ein besserer Leiter der Elektrizität, besonders
wenn man sich zum Durchfeuchten einer gut leitenden Flüssigkeit be-
dient, z. B. schwach angesäuerten Wassers oder einer Kochsalzlösung,
welche man noch erwärmen kann, um ihr Leitungsvermögen zu er-
höhen (vgl. $ 35). Da nun die trockene Epidermis so schlecht
leitet, dass man den Widerstand des übrigen Teiles des Kreises als
unendlich klein ansehen kann, so wird offenbar bei Anwendung einer
solchen feuchten Elektrode der Widerstand des Kreises nur halb so
gross sein, als bei Anwendung zweier Pinsel (vgl. 837). Dadurch steigt
m