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$ 85, 86. Physikalische Wirkungen. 1
der Stromstärke dienen sollen, sehr grosse Widerstände haben müssen,
weshalb sich eben Flüssigkeitsrheostaten am besten dazu eignen.
Als Elektroden wendet man dieselben an, welche bei Induktions-
strömen dienen, mit Schwämmen überzogene Platten von verschiedener
Grösse. Je grösser die Elektroden sind, desto stärker wird der Strom,
desto geringer aber auch verhältnissmässig die Dichte an der Elek-
trode selbst. Will man also auf tiefer gelegene Teile wirken, so be-
dient man sich zweier recht grosser Elektroden. Soll aber die Wir-
kung mehr auf eine bestimmte Stelle lokalisirt werden, so muss die
eine Elektrode kleiner sein, um auf jene Stelle aufgesetzt zu werden,
wo dann die Stromdichte am grössten wird.
Auf die Sinnesorgane wendet man die Ströme ganz in derselben
Weise an. Man sucht den Elektroden stets eine Lage zu geben, bei
welcher die Stromdichte in dem betreffenden Organe ein Maximum
wird. Aber dies ist nicht immer leicht zu erreichen. Um auf die
Retina z. B. oder den N. optieus zu wirken, könnte man die eine
Elektrode etwa auf den inneren Augenwinkel, die andere auf die
Schläfe aufsetzen. Dabei fällt aber die gerade Verbindungslinie beider
Elektroden nur mit einem Teil der Retina zusammen und vor den
Optikus. Achnlich ist es bei anderen Sinnesnerven. Um auf den
Akustikus zu wirken, füllt man den äusseren Gehörgang mit lau-
warmem Wasser und taucht dahinein einen Draht; als andere Elek-
trode setzt man auf die Schläfe oder in den Nacken eine grosse mit
Schwamm überzogene Platte. Auf dieselbe Weise würde man auch
den M. tensor tympani und den M. stapedius erregen. Die Oentral-
organe des Nervensystems sind durch ihre knöchernen Hüllen hindurch
den Strömen ebenso zugänglich wie andere in gleicher Tiefe gelegene
Organe. Wegen des Näheren verweisen wir auf den zweiten Teil.
$ 86. Auch für die Anwendung der rein physikalischen Wir-
kungen der Elektrizität auf die Gewebe muss man die Regeln über
die Stromverteilung beachten. Stets wird man dafür zu sorgen haben,
dass da, wo die Wirkung stattfinden soll, die Stromdichte am grössten
sei, während man an den andern Stellen keine Wirkung, also geringe
Stromdichte haben will. An den letztern Stellen hat man also für
möglichst grossen Querschnitt zu sorgen. Da dies zugleich den Wider-
stand möglichst verkleinert, so kann man dadurch mit schwächeren
Ketten auskommen und dennoch eine genügende Stromstärke erlangen.
Was zunächst die elektrolytische Wirkung des Stromes betrifft,
so hat man von derselben Anwendung zu machen versucht zur Zer-