192 Galvanopunktur. Kap. XII.
teilung von Geschwülsten und dergleichen. Doch sind die Erfahrungen
über diesen Punkt noch sehr mangelhaft. Bei der Anwendung des
Stromes für diesen Zweck wird man sich derselben Ketten bedienen,
welche auch für die Anwendung auf Nerven und Muskeln passen, und
als Elektroden einerseits eine grosse mit Schwamm überzogene Platte
anwenden, während die andre Elektrode aus einer oder mehreren in
die Geschwulst einzustechenden Nadeln bestehen müsste.
» Von Bedeutung und schon durch günstige Erfahrung erprobt ist
von den Anwendungen der Elektrolyse nur die zur Heilung der
Aneurysmen. Man bezeichnet dieses Verfahren gewöhnlich mit dem
Namen der Galvanopunktur. Es handelt sich dabei um einen Fall
der sogenannten sekundären elektrolytischen Wirkung. Wird
nämlich ein Strom durch eine Flüssigkeit geleitet, so können die an
der einen oder anderen Elektrode durch die Elektrolyse ausgeschiedenen
Jonen wieder ihrerseits chemische Wirkungen ausüben. Man nennt
dann eben diese Wirkungen sekundär elektrolytische. Dergleichen
Fälle haben wir schon bei der Besprechung der konstanten Ketten
kennen gelernt, wo durch den ausgeschiedenen Wasserstoff das Kupfer-
oxyd zu Kupfer reduzirt wird (in der Daniell’schen Kette) oder
Salpetersäure zu salpetriger Säure (in der Gro ve’schen; Vgl. & 26).
Leitet man den Strom durch Hühnereiweiss, Blutserum oder Blut,
so werden die Salze dieser Flüssigkeiten zersetzt, am positiven
Pole scheiden sich die Säuren aus und machen dort das Eiweiss
gerinnen. Bringt man nun einen Strom so an, dass der positive Pol
innerhalb einer Arterie oder eines Aneurysmasackes zu liegen kommt,
so geschieht diese Gerinnung ebenfalls. An dem ausgeschiedenen
Eiweiss setzt sich dann noch das Fibrin an, und man erhält so einen
festen Verschluss des Aneurysmasackes. Um dies ins Werk zu setzen,
verbindet man mit dem positiven Pole der Kette eine feine Nadel
von Platin oder Silber, welche bis auf eine kurze Strecke an der
Spitze gut gefirnisst ist. Diese Nadel sticht man durch die Haut und
Gefässwand hindurch in das Lumen der zu verschliessenden Arterie,
bezüglich des Aneurysmasackes ein, so dass die freie Spitze mitten
in dem Blute steht. Mit dem negativen Pole verbindet man eine
grosse mit Schwamm überzogene Platte, welche man möglichst nahe
dem Aneurysma auf die wohl durchfeuchtete Haut aufsetzt. Auf diese
Weise erhält man einen kräftigen Strom, ohne dass bei dem grossen
Querschnitt der negativen Elektrode bedeutende Schmerzerregung statt-
findet. Beide Pole mit Nadeln zu verbinden und in das Aneurysma
einzuführen, ist nicht rätlich, da die Wirkung doch nur am positiven