Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

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8 87. | Galvanokaustik, 193 
mittelbare Wirkung des Stromes auf die Gewebe, sondern um die Be- 
nutzung der Wärme, welche der Strom in metallischen Leitern ent- 
wickelt. 
Alle Leiter, metallische wie flüssige, welche von einem Strome 
durchflossen werden, erfahren dabei eine Erwärmung. Diese ist um 
so bedeutender, je grösser die Intensität des Stromes und je grösser 
der spezifische Widerstand des Leiters ist, und zwar ist die Erwärmung 
proportional dem Quadrat der Stromintensität und direkt proportional 
dem Widerstande des Leiters. Daraus folgt, dass ein Leiter, welcher 
in den Schliessungsbogen eingeschaltet ist, um so stärker erwärmt 
werden muss, je schlechter er, und je besser die übrigen Teile des 
Schliessungsbogens leiten. Hat man daher eine Kette von starker 
elektromotorischer Kraft und geringem Widerstande, z. B. ein Grove- 
sches oder Bunsen’sches Element von recht ‚grosser Oberfläche, und 
schliesst dasselbe durch einen Draht von Platin, welches bekanntlich 
zu den schlecht leitenden Metallen gehört, so kann man denselben in 
das heftigste Glühen versetzen, ja sogar schmelzen. Je kürzer und 
dünner der Draht ist, desto leichter gelingt es, ihn zum Glühen zu 
bringen. Denn jeder einzelne Teil des Drahtes schwächt durch seinen 
Widerstand die Stromstärke in allen übrigen Teilen, vermindert also 
ihre Erwärmung; je dünner aber der Draht ist, um so leichter gerät 
er auch schon durch eine geringere Erwärmung ins Glühen. 
Die Galvanokaustik nun besteht in der Benutzung solcher durch 
den Strom glühend gemachter Leiter zum Aetzen und zum Schneiden. 
Sie ersetzt also Glüheisen und glühende Messer. Vor diesen hat sie 
den grossen Vorzug, dass der Leiter kalt an die Stelle gebracht wer- 
den kann, wo die Wirkung erfordert wird, dass dann ein einfaches 
Sehliessen des Stromes ihn zum Glühen bringt, und dass er nach voll- 
brachter Wirkung wieder kalt entfernt werden kann. Sie ermöglicht 
also die Anwendung des Kauteriums in Tiefen, welche sonst gar nicht 
zugänglich wären ohne Verletzung der höher gelegenen Teile. Dazu 
kommt noch, dass die Temperatur, welche man dem Galvanokauter 
zu erteilen vermag, eine sehr viel höhere ist, als die des glühenden 
Eisens, und dass diese Temperatur während der ganzen Operations- 
dauer konstant bleibt (vorausgesetzt natürlich, dass der Strom hin- 
länglich konstant ist). Endlich kann man noch mit dem durch den 
Strom glühend gemachten Draht in Tiefen, welche sonst unzugänglich 
wären, schneiden und zwar ohne Blutung. Diese Andeutungen mögen 
genügen, die Wichtigkeit der Galvanokaustik klar zu machen. Wir 
können hier nicht auf die Einzelnheiten der galvanokaustischen Technik 
13” 
 
	        
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