Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
  
  
  
  
  
  
276 Nachwirkungen des konstanten Stroms. Kap. XV. 
zum ersten Male Kathodenschliessungszuckung ein), so änderte sich diese 
„primäre Erregbarkeit“ nach längerer Einwirkung des Stromes 
dahin, dass allmählich immer weniger Elemente nötig wurden, um 
KaSz hervorzubringen. Die jetzt gefundene Grenze nach unten hin 
(sagen wir bei unserem Beispiel 12 Elemente) wird nach Brenner 
mit dem Namen der „sekundären Erregbarkeit“ bezeichnet, 
12 E — KaSz, welcher schliesslich, wenn man das mächtigste aller 
elektrischen Reizmittel, die Wendung des Stromes, anwendet (indem 
man der jedesmaligen Kathodenschliessung eine Anodenschliessung 
voranschickt), die dritte Stufe, die „tertiäre Erregbarkeit“ des 
Nerven folgt, so dass eventuell schon bei 8 oder 7 Elementen Katho- 
denschliessungszuckung eintritt. Nach Brenner wird diese primäre, 
sekundäre, tertiäre Erregbarkeit mit den Zeichen EI, EII, EIIL be- 
legt. Sehr wohl war sich Brenner bei der Aufstellung dieser „Stufen“ 
bewusst, wie sehr die Grösse eines elektrischen Reizeffektes von dem 
Leitungswiderstand der vom Strome zu durchfliessenden Gewebe ab- 
hängt. Diesem Verhalten ist nun auch in späteren Arbeiten über die 
Veränderung der Erregbarkeit motorischer Nerven des lebenden Men- 
schen durch den galvanischen Strom Rechnung getragen worden, am 
überzeugendsten zuerst von E. Remak??, welcher durch seine Unter- 
suchungen, in denen er sein Augenmerk vorzüglich auf die Verände- 
rung der Erregbarkeit der Nerven nach elektrotherapeutischen Proze- 
duren richtete und bei denen er nicht wie seine Vorgänger auf diesem 
Gebiete (Eulenburg®, Erb52, Samt", Brückner’, Cyon?° und 
Runge°®) den induzirten, sondern gleichfalls wieder den konstanten 
Strom zur Prüfung der etwa erzielten Erregbarkeitsmodifikationen 
verwendete, zu folgenden Resultaten kam: 
Durch Kathodendauer wird für Kathodenschliessungszuckung eine 
mit der längeren Dauer und der grösseren Stärke des polarisirenden 
Stroms zunehmende positive Modifikation hervorgebracht; auch Anoden- 
dauer erzeugt eine positive Modifikation der Kathodenschliessungs- 
zuckung, die aber kürzer ist, als die durch Kathodendauer hervor- 
gebrachte, desgleichen erzielt Anodendauer eine, wenn auch nur geringe 
positive Modifikation für Anodenschliessungszuckung, eine Modifikation, 
die sich auch durch Kathodendauer erreichen lässt. 
Die Ergebnisse dieser Untersuchung stimmen im Wesentlichen mit 
denen überein, welche die Physiologie von den Nachwirkungen des 
konstanten Stroms verzeichnet. Danach. geht bekanntlich der 
Zustand erhöhter Erregbarkeit im Bereich der Kathode nach der 
Oeffnung der Kette durch einen kurzdauernden Zustand negativer 
        
   
  
    
   
  
  
  
  
    
   
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
	        
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