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$ 113, 114. Herabsetzg. d. elektrisch. Erregbarkeit d. motor. Nerven etc.
obgleich theoretisch sehr wohl die Möglichkeit gedacht werden kann,
dass ein starker elektrischer Reiz ein Hinderniss noch überwindet, wo
der vom Willen verursachte, vom Zentralorgan bewirkte Reiz. sich zu
diesem Zwecke als unzureichend erweist. Neben derartigen „leichten“
peripherischen Lähmungen sind es nun die Mehrzahl der in Folge von
Hirnläsionen der verschiedensten Art gesetzten Hemiplegien, bei denen
die dem Willen teilweise oder ganz entzogenen Muskeln und Nerven in der
Tat lange Zeit in derselben Weise auf den elektrischen Reiz reagiren, wie
die entsprechenden Teile der gesunden Seite. Dasselbe hat Statt bei
vielen in Folge von Rückenmarksleiden entstandenen lähmungsartigen
(oft nur ataktischen) Zuständen, bei denen die mehr oder weniger
‘ paretischen Muskeln (mit ihren Nerven) ihre normale Erregbarkeit
bewahren, so lange die zentrale graue Substanz namentlich der sogenann-
ten Vordersäulen nicht in Mitleidenschaft gezogen ist, oder der Pro-
zess durch Jahre lange Dauer die Muskeln zu einer mehr oder weniger
vollständig ausgeprägten Atrophie gebracht hat.
Abgesehen nun von diesen Prozessen, bei denen die elektrische
Erregbarkeit normal bleibt, gibt es mannigfache pathologische Zu-
stände, in denen die Erregbarkeit der erkrankten Nerven und Muskeln,
sei es quantitativ, sei es qualitativ in Bezug auf den elektrischen
Reiz geändert ist.
$ 114. Die quantitativen Veränderungen teilen sich natur-
gemäss in solche, bei denen die Erregbarkeit entweder unter die Norm
gesunken, oder in solche, bei denen sie über die Norm hinaus ge-
steigert ist. Wenn wir im Folgenden die hier etwa zu findenden
Zustände besprechen, so versteht es sich, ein für alle Mal sei dies
‚hier erwähnt, dass nur solche Beobachtungen Geltung beanspruchen
können, resp. für die hier vorgetragenen Anschauungen Verwertung
gefunden haben, welche unter skrupulöser Beobachtung der oben an-
gegebenen Kautelen angestellt worden sind.
1) Eine einfache Herabsetzung der elektrischen Erreg-
barkeit bei direkter wie indirekter Reizung mit beiden Stromes-
arten findet ihren klinischen Ausdruck darin, dass zur Erzielung von
Minimalzuckungen resp. überhaupt von ausgiebigen Zusammenziehungen
der Muskeln bedeutendere Stromstärken, als normal erforderlich sind:
die Rollenabstände müssen bei den Induktionsspiralen vermindert, die
Zahl der Elemente beim konstanten Strom vermehrt werden. Schwer
nur lassen sich bei Anwendung des letzteren die tetanischen, schwer
auch die Oeffnungszuckungen erzielen, Kathodenschliessungszuckungen