$ 119, 120. Partielle Entartungsreaktion m. indirekt. Zuckungsträgheit. 297
einem Kinde sowie in einem Falle von Lähmung des linken N. radialis
und bei einer rheumatischen Facialislähmung (Mittelform) wenigstens
im Bereich des Frontalastes beobachtet. Es ergab sich also bei
direkter und indirekter Reizung mit beiden Stromesarten eine träge
Zuckungsform; es liess sich KaSz und AOz vom Nerven aus erzielen
und zwar war die KaSz = AOz, während z. B. im ersten Fall
(Peroneusgebiet) bei direkter galvanischer Muskelreizung nur Kasz
und ASz erzielt wurde, wobei ASz = Kasz war.
Hiernach wäre nun, wie Erb meint, der von Remak eingeführte
Name der „faradischen Entartungsreaktion“ nicht mehr ausreichend
und wird daher von ihm der Name „partielle Entartungsreak-
tion mit indirekter Zuckungsträgheit“ vorgeschlagen. Auch
nach Erb ist es in Bezug auf die Erklärung dieser seltenen Er-
scheinung am wahrscheinlichsten, dass die Veränderungen in der
Muskelsubstanz selbst die eigentliche Ursache hierfür sind, und dass
diese Zuckungsform diagnostisch und prognostisch in die Mitte zwischen
die partielle und die komplete Form der Entartungsreaktion zu stellen
sei. Schliesslich wird die Vermutung ausgesprochen, dass als erste
Stufe der Veränderung diejenige zu bezeichnen sei, wo nur bei direkter
faradischer Reizung die träge Zuckung eintritt, als zweite, wo sie bei
direkter und indirekter faradischer Reizung und als dritte, wo sie
bei direkter und indirekter Reizung mit beiden Stromesarten (dabei
die Zuckungsträgheit bei direkter Reizung etwas grösser als bei
indirekter) auftritt. Die Prognose wird im Allgemeinen eher eine
günstige sein.
Einer von uns®° hat schon vor Jahren bei einem Fall trauma-
tischer Ulnarislähmung eine Herabsetzung der faradischen und eine
Erhöhung der galvanischen Erregbarkeit des Nerven beschrieben,
welche Monate lang anhielt. Dabei überwog bei der indirekten Reizung
(vom Nerven aus) die KaSz stets die ASz, während (was Bern-
hardt den Einwendungen Erb’s°® gegenüber zugeben muss) die direkte
Reizung der Muskulatur in der Tat eine langsame träge Zuckung und
ein Ueberwiegen der ASz über die KaSz, also Entartungsreaktion,
ergab. —
$ 120. Kommen nun diese qualitativ-quantitativen Veränderun-
gen der elektrischen Erregbarkeit motorischer Nerven und der Muskeln
nur bei Lähmungszuständen peripherischer Nerven zur Beobach-
tung? Nicht wenige Beobachtungen weiss namentlich die Neuzeit zu
verzeichnen, in denen vereinzelt Nervengebiete in Folge oder im Ver-