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$ 122, 123. Abnorme galvanische Reaktionen des N. opticus. 305
unabhängig. Ausserdem reagiren einzelne Menschen schon auf sehr
schwache Ströme, andere empfinden selbst bei sehr bedeutenden Strom-
stärken weder Lichterscheinung noch Farben. Dieser Torpor retinae,
resp. das schwächere Reaktionsvermögen für den galvanischen Reiz,
fand sich öfter bei vorhandener „Sehschwäche“. Unter dem Ein-
fluss der Anode erhellt sich das Innere des Auges: die Span-
nung wird vermindert, es scheint ein Druck von aussen nach innen
zu bestehen; die Prozedur ruft eher angenehme Empfindungen hervor.
Umgekehrt erscheint der intraokulare Druck bedeutend gesteigert (von
innen nach aussen wirkend), wenn die Kathode am Auge ruht. In
einem Falle rechtsseitiger nasaler Hemianopsie (Funktionsunfähigkeit
der rechten äusseren Netzhauthälfte) waren die Licht- und Farben-
erscheinungen im Vergleich zum gesunden linken Auge weniger intensiv,
sodann aber fand sich ein der Hemianopsie ensprechender Defekt in
der Farbenscheibe: die nasale Hälfte blieb im Gegensatz zu der gelb
resp. blau gefärbten temporalen dunkel.
Einen bedeutenden Grad von Unempfindlichkeit der Retina für
den galvanischen Reiz fand ferner M. Rosenthal bei halbseitig
anästhetischen hysterischen Frauen: die Durchleitung für Gesunde
unerträglich starker galvanischer Ströme durch die K opfhälfte, welche
den affizirten Extremitäten entgegengesetzt war, hatte keinerlei be-
sonderen Reaktionen, namentlich keine Lichtempfindungen im Gefolge,
Kirscheinungen, wie sie neuerdings auch von Buzzard'!!T beschrieben
worden sind.
$ 123. Indem wir in Bezug auf die therapeutischen Einwirkun-
sen des konstanten Stroms auf Sehnerven- und Netzhautleiden auf
den therapeutischen Teil verweisen (dort wird man auch die näheren
Angaben über das Verhalten der Pupillen [Irismuskulatur] und der
Augenmuskeln gegen den elektrischen Reiz finden), kommen wir nun-
mehr zur Betrachtung der Erscheinungen, welche bei der Einwirkung
elektrischer Reize auf das ßehörorgan beobachtet werden.
Mit Uebergehung der wenig ausgeprägten und nur schwer dar-
stellbaren Erscheinungen, welche mittelst faradischer Reizung (Ein-
leitung der Drähte in den mit lauem Wasser gefüllten äusseren
Gehörgang) erreicht werden, schreiten wir sofort zur Darlegung der-
jenigen Versuchsergebnisse, welche durch die Reizung des N. acusti-
cus mittelst des galvanischen Stroms erzielt werden. — Auf
diesem Gebiete steht Brenner'3 in jeder Beziehung als bahnbrechend
da: bei der Unsicherheit und Unklarheit der Ergebnisse früherer
Rosenthal u. Bernhardt, Elektrizitätslehre. TI. Aufl. 20)