306 Galvanische Reizung des N. acusticus. Versuchsanordnung. Kap. XVIL.
Forscher und ihren sich zum Teil geradezu widersprechenden Unter-
suchungsergebnissen muss, zumal hier ja nur das Feststehende und
wissenschaftlich Gesicherte gegeben werden soll, auf eine genauere
historische Darstellung dieser hochinteressanten Frage verzichtet
werden. Freilich wollen wir nicht verschweigen, dass auch die Unter-
suchungsresultate Brenner’s nicht unbestritten sind; indess hat doch
die Mehrzahl der Autoren die Richtigkeit der von diesem Forscher
gefundenen Tatsachen anerkannt.
Man untersucht die Reaktionen des N. acusticus auf den galvani-
schen Reiz nach der polaren Methode so, dass man sich bemüht,
immer nur eine Elektrode in die Nähe des Ohres zu bringen, wäh-
rend die zweite an einem indifferenten Punkte des Körpers (Brust,
Nacken ete.) steht. Eine Vernachlässigung dieser Massregel, ein zu
nahes Aneinanderstehen beider Pole verhindert eventuell das Zustande-
kommen der Reaktion. Zur Prüfung der hier vorliegenden Verhält-
nisse kann man sich entweder der sogenannten inneren, oder der
bequemeren äusseren (Versuchs-) Anordnung bedienen. Bei
ersterer wird der äussere Gehörgang mit lauem Wasser gefüllt und
der eine Blektrodendraht in ihn eingesenkt, nachdem man vorher
durch einen Öhrtrichter die Gehörgangswände vor der äusserst schmerz-
haften Einwirkung der Stromesfäden soweit als möglich geschützt hat.
Wie oben (8. 236) gezeigt, kann Elektrode und Trichter in einer
besonderen Form der Elektrode vereinigt sein (Krüger-Hirsch-
mann’sche Form oder Lucae’sche Ohrelektrode): die letztere Rlek-
trode hat den Vorzug, dass der zu Untersuchende dabei aufrecht sitzen
kann und nicht, wie es sonst bei der inneren Anordnung nicht zu
vermeiden ist, den Kopf mit dem nicht untersuchten Ohr horizontal
auf eine Platte auflegen muss. Die sogenannte äussere Anord-
nung''®, wobei die eine (gewöhnliche) Elektrodenplatte vor resp.
auf das äussere Ohr einfach aufgesetzt wird, ist als die bequemere
jedenfalls vorzuziehen).
Was der allgemeinen Anerkennung der Brenner’schen Resultate
in Betreff der galvanischen Akustikusreaktionen ganz besonders im
Wege. stand resp. steht, ist die überaus grosse Schwierigkeit, bei
normal hörenden, gesunden Menschen die von Brenner gefundenen
Reaktionen, auf die wir sogleich kommen werden, hervorzurufen. Bei
*) Als eine besondere wohl noch unbequemere Art „innerer“ Anordnung
ist. vielleicht noch die von einzelnen Autoren von der Tuba Eustachii her aus-
geführte -Galvanisation durch einen durch den Tubenkatheter hindurchgeschobenen
Draht zu betrachten. '
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