Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

     
    
    
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
310 
  
Hyperästhesie d. Hörnerven. Brenner's „paradoxe Reaktion“. Kap. XVII. 
andern, gar nicht direkt unter den Einfluss des Stromes gebrachten 
Ohres, aber in umgekehrter Weise, so, als befände er sich unter dem 
Einfluss des anderen Pols. Ist die Erkrankung des Ohres einseitig, 
so kann es kommen, dass das gesunde Ohr noch gar nicht, resp. über- 
haupt nicht auf den galvanischen Reiz antwortet, während das leidende 
Ohr schon bei höchst geringen Stromstärken in der eben erwähnten 
„paradoxen“ Weise reagirt. Der erwähnte, von Brenner gewählte 
Ausdruck „paradox“ ist, wie schon Erb!20 hervorgehoben und 
wie auch unsere !'?! Ansicht ist, ‚heute nicht mehr passend, wo bei 
erweiterter Erkenntniss der Stromverteilung durch Kopf und Hirn 
die Tatsache wohl nicht mehr als paradox hingestellt werden kann, 
dass ein empfindliches Nervengebilde (N. acustieus) auch durch sehr 
schwache Stromschleifen noch erregt werden kann. Ist z. B. ein Ohr 
(etwa das linke) das leidende, ruht die differente Elektrode, z. B. die 
Anode am rechten Ohre und die andere irgendwo am Körper, so tritt, 
wie wir wissen, der Strom in relativ grosser Dichte in die dem rechten 
Ohre benachbarte Gegend ein, um sich in dem gut leitenden (Hirn-) 
Gewebe nach allen Seiten hin auszubreiten und sehr schnell an Dich- 
tigkeit abzunehmen: er tritt gleichsam an der linken Seite (dort 
also, wo sich der kranke und überempfindliche N. ac. sin. befindet) 
aus; es ist so, als ob dort die Kathode läge und der Hörnery reagirt 
im Sinne der dort gleichsam applizirten Elektrode, in diesem unserem 
Beispiele also der Kathode. Ueberhaupt muss man zugeben, dass 
diese verschiedenen Reaktionsverhältnisse, wie sie im Vorstehenden 
mitgeteilt sind und in der Tat beobachtet werden (über das faktische 
Vorkommen derselben kann kein Zweifel bestehen) vorläufig nicht 
nur auf verschiedene Erkrankungen des N. acusticus selbst etwa be- 
zogen werden können,. da hier offenbar die durch die verschiedenen 
Erkrankungen des äusseren und des Mittelohrs bedingten so ungemein 
variablen Leitungsverhältnisse eine nicht unbedeutende Rolle spielen. 
Zudem ist mehrfach festgestellt, dass z. B. bei durch Fractura basis 
cranii gesetzten Hörstörungen resp. bei vollkommener Taubheit, in 
Fällen, wo schwere Facialislähmungen vorhanden waren, also unter 
scheinbar ganz gleichen pathologischen Verhältnissen, die elektrischen 
(galvanischen) Reaktionen von einander sehr verschieden waren; wir 
sind daher bis heute noch nicht in der Lage, diejenigen Affektionen 
des N. acusticus oder selbst derjenigen Apparate, welche den Schall 
leiten, zu bestimmen, welche gerade nur eine bestimmte Reaktion 
bei galvanischer Reizung im Gefolge hätte. 
Wenn Zustände, wie sie Brenner als Hyperästhesie mit para- 
     
f 
+ 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.