Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
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20 Elektrophor. Kap. II. 
bundene positive Elektrizität. Sobald man nun den Deckel an seinem 
isolirenden Handgriff vom Kuchen abhebt, wird diese positive Elek- 
trizität frei und kann auf eine Leydener Flasche oder wohin man 
sonst will, übertragen werden. Indem man dieses Verfahren öfter 
wiederholt, kann man ganz beträchtliche Mengen positiver Elektrizität 
erhalten, ohne dass der Kuchen merklich von seiner Wirksamkeit verliert. 
Man kann noch verschiedene Modifieationen in dem beschriebenen Verfahren 
anbringen, so z. B. Form und Deckel-einzeln ableiten, oder auch die Form ganz 
isoliren und nur den Deckel ableiten. Die Vorgänge hierbei ergeben sich einfach 
aus den Gesetzen der Verteilung. Beim Gebrauch des Elektrophors hat man be- 
sonders darauf zu achten, dass der Deekel niemals mit der Kante allein den Kuchen 
berührt, weil sonst an dieser Stelle die Dichte der positiven Blektrizität so gross 
werden würde, dass sie zum Kuchen übergehen und sich mit der negativen Blek- 
trizität desselben neutralisiren würde. 
Bei den hier beschriebenen Apparaten kann man durch eine an- 
fänglich sehr kleine Elektrizitätsmenge eine sehr beträchtliche hervor- 
bringen. Es leuchtet aber ein, dass diese letztere nicht aus Nichts 
hervorgebracht sein kann. Vielmehr sind alle diese Maschinen nur 
auf dem Prineip der Erzeugung der Elektrizität durch mechanische 
Arbeit begründet. Beim Drehen der rotirenden Scheibe der Influenz- 
maschine, beim Heben des Deckels des Elektrophors muss man die 
anziehende Wirkung der entgegengesetzten Elektrizitäten überwinden, 
und die hierauf verwendete mechanische Arbeit wird in freie BElek- 
trizität verwandelt. In der Tat bedarf man zum Drehen der Scheibe 
bei der Influenzmaschine eine grössere Kraft, wenn dieselbe erregt ist, 
als wenn man sie in unerregtem Zustande dreht. Man kann aber 
auch umgekehrt mit dieser Maschine die elektrische Spannung in Arbeit 
verwandeln. Wenn man nämlich die Einsauger zweier solcher Maschinen 
durch Drähte verbindet und die eine durch Drehen in Tätigkeit setzt, 
so gerät die Scheibe der zweiten in Rotation. 
In viel grossartigerem Massstabe treten dieselben Erscheinungen 
bei den dynamoelektrischen Maschinen auf, von welchen im achten 
Kapitel die Rede sein wird. 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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