318 Prüfung d. elektrokutanen Sensibil. durch d. galvan. Strom. Kap. XV.
spitze.) Natürlich sind noch weitere Untersuchungen zur Ergänzung
und Bestätigung von Nöten; vorerst wird man sich der alten Ley-
den’schen Methode bei der Untersuchung der elektrischen Sensibilitäts-
verhältnisse der Haut bedienen, wenn man sich bei Gesunden oder
Kranken (Hemianästhesien, Tabes, Hysterie, Erkrankungen periphe-
rischer Nerven etc. etc.) über diese Verhältnisse relativ schnell orien-
tiren will.
$ 130. Die mittelst des galvanischen Stromes hervor-
zurufende Hautempfindung ist eine eigentümlich sengende, bren-
nende und für die Mehrzahl der Menschen eine sofort Schmerz er-
regende. Verbindet man den positiven Pol einer konstanten Batterie
mit einer breiten, gut durchfeuchteten Elektrode, den negativen mit
einem Metallpinsel, so tritt bei Ansatz des Pinsels auf die verschie-
densten. Hautstellen der erwähnte Schmerz ein, der je nach der Inten-
sität des Stromes auch minutenlang nach Oeffnung desselben eine
juckende oder schmerzende Empfindung hinterlassen kann. Dies ist,
wenn der mit dem positiven Pol verbundene Metallpinsel auf der Haut
ruht, entweder gar nicht oder in sehr unbedeutendem Maasse der Fall.
(Man kann auf diese Weise den negativen Pol, die Kathode, den Zink-
pol jeder konstanten Batterie schnell und sicher bestimmen.) Unter-
sucht man die Schmerzempfindlichkeit der Haut, so findet man,
dass dieselbe an den verschiedenen Stellen der Körperoberfläche nur
eine sehr mässige Verschiedenheit zeigt: man empfindet stets Schmerz,
wo auch immer der elektrische Pinsel ruht, wenn die Galvanometer-
nadel zwischen 1° und 2'/,° (0,3—0,6 M.A.) ausschlägt. Eine eigen-
tümliche Ausnahme von dieser Regel machen die schleimhautbedeckten
Teile (rote Lippen, Zungenspitze, Zungenrücken und Gaumen), welche
auch bei erheblicher Stromstärke im Vergleich zu anderen Hautstellen
eine nur unbedeutende Schmerzempfindung bei dieser Prüfung er-
kennen lassen. Es beruht dies offenbar auf dem schon oben erörter-
ten Verhalten, dass hier nicht, wie bei der Epidermis, der Strom nur
an einzelnen Punkten in die Tiefe tritt und daher an diesen eine
enorme Dichte erlangt, sondern mehr gleichmässig sich verteilt. An
der Volarfläche der Finger und Zehen gelang es auch bei Anwendung
bedeutender Stromstärken nie, eine wirkliche Schmerzempfindung bei
dieser Methode auszulösen.
Ehe wir diesen Gegenstand verlassen, müssen wir in Kürze noch
auf zwei in neuester Zeit dieses Thema behandelnde Arbeiten, die von
Erb'3?2 und Moebius'®? eingehen. Ersterer hat sich eine eigene