Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

   
320 Verhalt. d. sens. Nerv., sowie d. Haut geg. d. elekt. Reiz. Kap. XVII: 
$ 151. Elektrische, namentlich faradische Reizung eines sen- 
siblen oder gemischten Nerven in seiner Kontinuität ruft eine in der 
peripherischen Ausbreitung des Nerven als summendes oder auch 
schmerzhaftes Gefühl empfundene Erregung hervor, die als unliebsame 
Beigabe bei der elektrischen Untersuchung gemischte Fasern enthal- 
tender Nervenstämme auftritt. Bemerkt zu werden verdient noch die 
Tatsache, dass auch für die Sensibilitätsprüfung mit dem Induktions- 
strom als Regel festzuhalten, dass der mit dem negativen Pol des 
Oeffnungsinduktionsstroms der sekundären Spirale verbundene Pinsel 
einen intensiveren Reiz setzt, als der mit dem positiven Pol verbundene. 
Abgesehen nun von den Erregungen der sensiblen Nerven der 
Haut beobachtet man bei Applikation elektrischer (induzirter und 
konstanter) Ströme auf die Haut noch mehrfache andere Erscheinungen, 
deren Kenntniss dem behandelnden Arzt von Nöten sind. Wie auf die 
sensiblen Nerven, so wirkt zunächst der Induktionsstrom auf die 
Nerven der Gefässe in der Haut oder auf die Hautgefässmuskulatur 
direkt ein. Unter seinem Einfluss kontrahiren sich die Gefässe und 
die elektrisirte Hautstelle wird blass. Diese Anämie macht indess in 
sehr kurzer Zeit einer bei weiter fortgesetzter Reizung eintretenden, 
durch die Paralyse der Gefässmuskulatur herbeigeführten Hyperämie 
Platz, welche je nach der individuellen Disposition des behandelten 
Individuums mehr oder weniger intensiv und zirkumskript bleiben 
kann. Nicht selten kommt es zu Serumaustritt aus den erweiterten 
Gefässen in den Papillarkörper der Haut und damit zur Bildung von 
Papeln und Quaddeln. 
Ueber die Einwirkung des konstanten Stromes auf die Haut- 
gefässe sind von R. Remak'!?, Bollinger '*#, Erb'35, v. Ziemssen® 
besondere Beobachtungen, die sich namentlich auf die etwaige ver- 
schiedene Wirkung der Anode und der Kathode bezogen, angestellt, 
von ihnen kam der letztere (v. Ziemssen) zu folgenden Resultaten: 
„Die rein physiologischen Wirkungen sind qualitativ an beiden Polen 
gleich und nur quantitativ etwas verschieden, insofern die Verände- 
rungen an dem negativen Pole schneller, sowie in- und extensiver sich 
entwickeln. Die Reihenfolge der Veränderungen an den beiden Polen 
ist: Erblassen mit Auftreten von Gänsehaut, Rötung, papulöse An- 
schwellung der Haarbälge, Konfluenz der Papeln zu grösseren Quaddeln.“ 
Die eben erwähnte „Gänsehaut“ '?% tritt neben der Hyperämie 
ebenfalls als Folgezustand der elektrischen Hautreizung auf, nur währt 
dieses durch die Reizung der organischen, sich zu den Haarbälgen be- 
gebenden Hautmuskeln hervorgerufene Phänomen relativ kurze Zeit 
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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