328 Löwenfeld’s Versuche. Kap. XVII.
9) Werden konstante Ströme in absteigender Richtung durch den
Kopf von Tieren geleitet, so kann man dadurch die Weite der arte-
riellen Gehirngefässe verringern und somit die Cirkulationsvorgänge
im Gehirn herabsetzen.
6) Bei Querdurchleitung durch den Kopf bewirkt die Anode auf
der Seite ihrer Applikation Erweiterung, die Kathode Verengerung
der Arterien.
7) Ein vom Halse aufsteigend durch das Gehirn geleiteter Strom
führt eine so nachhaltige Erweiterung der Arterien herbei, dass selbst
eine Wendung des Stromes dieselbe nicht zu beseitigen vermag.
8) Der Füllungszustand der Ohr- und Gehirnarterien geht nicht
parallel: Schlüsse aus dem Füllungszustand der äusseren Kopfarterien
auf die Weite der Gehirnarterien sind daher nicht gerechtfertigt.
In welcher Weise die Beeinflussung der vasomotorischen Apparate
in der Med. obl. und im Halsmark, welche nach Löwenfeld wahr-
scheinlich unter dem Einfluss des in den Nacken applizirten positiven
oder negativen Pols zu Stande kommt, die Erscheinungen an den
Hirngefässen herbeiführt, lässt der Autor unentschieden.
Gleichzeitig mit Löwenfeld hat Schiel! Versuche darüber
angestellt, wie sich bei Galvanisation des Kopfes etwa die Kraft-
leistung einzelner Muskelgruppen (z. B. des Arms) und die elektrische
Erregbarkeit derselben für den faradischen Strom ändert. Die Kraft-
leistung des Arms blieb, wenn der Strom am Kopf vom Nacken zur
Stirn floss, dieselbe, die Reaktion der Muskeln am Rumpf und den
Extremitäten wurde „verändert“. Leider sagt der Verfasser nicht, in
welcher Weise.
Nach Löwenfeld wird durch die Galvanisation des Kopfes die
Erregbarkeit der peripheren Nerven nicht in merklicher Weise be-
einflusst.
Fassen wir in Kürze zusammen, was bei der Kopfgalvanisation
oder besser bei Durchleitung konstanter Ströme durch den Kopf des
Menschen beobachtet wird, so sind dies folgende Erscheinungen:
Schwindel, Licht-, Gehörs-, Geschmackssensationen, unwillkührliche
Augenbewegungen, Gefühl von Ohnmacht, Uebelkeiten, Erbrechen,
endlich Schmerz (besonders in der Hinterhauptsgegend).
Experimentell beobachtete man ausserdem an Tieren neben den
Schwankungen des Rumpfes (das Tier stürzt nach der Anodenseite)
noch unwillkührliche Augenbewegungen (die Augen drehen sich nach
der Kathodenseite) und Veränderungen in der Lichtung von Pia- und
Duragefässen.