Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

     
    
   
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
     
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
     
330 Weitere Erschein. bei d. Galvanis. d. Rückenmarks. Kap. XVII. 
hervorgerufen werden. Diese Erscheinungen gestalten sich nach 
Brenner bei verschiedenen Personen nicht ganz gleichmässig und bei 
vielen gelingt der Versuch überhaupt nicht. Oefter und deutlicher 
gelingt er aber mit induzirten Strömen: auch hier ist die exzentrische 
Empfindung sicherer hervorzurufen und intensiver, wenn die Kathode 
der Oeffnungsströme an den Lendenwirbeln ruht. 
Bei der Applikation des galvanischen Stromes am Nacken (Hals- 
wirbelsäule) kann man nicht selten bei den Versuchspersonen resp. 
Kranken Geschmackssensationen, Lichterscheinungen, ferner einen 
eigentümlichen, von einem kitzelnden Gefühle im Halse begleiteten 
Husten erzeugen. Vielleicht hat man es hier mit einer Reizung des 
N. vagus zu tun. Die Erscheinung ist ausser von Brenner auch von 
uns und wahrscheinlich von vielen anderen beobachtet worden; nach 
Brenner tritt bei Stromesschluss- und Dauer die Erscheinung leichter 
und intensiver auf, wenn die Anode und nicht die Kathode am Nacken 
sass, auch schien in einem Falle KaO nach längerer Stromesdauer, 
nicht aber AO die Erscheinung hervorzurufen. 
Ob durch das Einströmen der Elektrizität in das von unverletz- 
ten Weichteilen umgebene Rückenmark wie am Hirn Veränderungen 
in dem Kaliber der Gefässe hervorgebracht werden, scheint a priori 
wahrscheinlich: Versuche hierüber besassen wir bis in die neueste 
Zeit nicht. Die Dürftigkeit experimenteller Tatsachen in dieser Frage 
wurde gewissermassen ersetzt durch die rein empirischen, klinischen 
Beobachtungen, aus denen der wohltätige Einfluss speziell des galva- 
nischen Stroms bei der Behandlung mannigfacher Erkrankungen des 
Marks hervorgeht. 
Die durch den galvanischen Strom zu beeinflussende Erregbarkeit 
des Rückenmarks selbst war von verschiedenen Seiten her zum Gegen- 
stand genauer Untersuchungen gemacht worden. So fand z. B. 
Ranke!’, dass das von einem mittelstarken galvanischen Strom 
durchflossene Rückenmark auf Hautreize nicht mehr mit Reflexbewe- 
gungen antwortete, so dass man durch eine derartige Applikation 
sogar bei mit Strychnin vergifteten Fröschen die Krämpfe zum Schwin- 
den bringen konnte; die Richtung der Ströme erwies sich hierbei als 
gleichgiltig. Aehnlich wirkt nach Uspensky"' der absteigende 
Rückenmarksstrom krampfberuhigend auf mit Picrotoxin vergiftete 
Frösche (im Gegensatz zu dem aufsteigenden Strom), eine Tatsache, 
welche auch von Onimus!5? bestätigt wird. In seinen der Elektro- 
therapie des Rückenmarks gewidmeten Untersuchungen, durch welche 
Löwenfeld’* die oben angedeuteten Lücken unserer Kenntnisse aus- 
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.