366 Zentrale Galvanisation. Elektrisches Bad. Kap. XX.
Als „zentrale Galvanisation“ ist ausserdem von Beard '®
eine für die mannigfachsten nervösen Zuständen heilsame Methode be-
schrieben und empfohlen, bei der die Kathode (grosse Platte) in der
Herzgrube ruht, während man die Anode auf den Schädel, die Wirbel-
säule und die Sympathikusgegend zu beiden Seiten des Halses nach
einander applizirt. Nach Stein wären beide letztgenannten Behand-
lungsmethoden entbehrlich; mit der allgemeinen Faradisation würden
dieselben Resultate erzielt. Dem, was derselbe Autor über die re-
lative Gefährlichkeit dieser Methoden (d. i. der allgemeinen und der
zentralen Galvanisation) sagt, insofern nicht durch eine sachkun-
dige Hand unter Benutzung zweckentsprechender Rheostate die Strom-
stärke namentlich bei: der Applikation am Kopf und am Halse genau
geregelt wird, müssen wir vollkommen beistimmen.
Im wahren Sinne des Wortes wird durch die schon lange be-
kannten, neuerdings wieder mehr in den Vordergrund tretenden elek-
trischen Bäder eine allgemeine Faradisation oder Galvanisation aus-
geübt werden können. Weisflog!®, Constantin Paul?0, neuer-
dings Th. Stein '°s empfehlen ihre Anwendung zur Behandlung der
verschiedenartigsten nervösen Schwäche- und Zitterzustände. (Siehe
später im speziellen Teil).
Hierbei ist nun zunächst zu bemerken, dass man zwei Arten
von elektrischen Bädern streng von einander zu scheiden hat.
Sitzt der Kranke (bezw. die Versuchsperson) in einer Holz- oder
lackirten Metallwanne und tauchen beide Elektroden eines faradischen
oder galvanischen Stromes in Gestalt grösserer Metallplatten in die
Badeflüssigkeit ein, ohne dass die Versuchsperson direkt mit ihnen in
Berührung kommt (man schützt dieselbe hiervor durch das Vorsetzen
durchbrochener Holzscheiben), so bedarf es, wie am eigenen. Körper
angestellte Beobachtungen lehren *'!') recht starker Ströme, wenn man
überhaupt etwas empfinden soll. Der Widerstand des lauen Wassers
ist eben im Vergleich zu dem des menschlichen Körpers ein so ge-
ringer, dass nur ein geringer Stromanteil eben diesen Körper trifft.
Ist”die eine der eintauchenden Platten sehr gross, die andere von der
Gestalt der gewöhnlichen Elektroden, wie sie in einer Breite von
3—6 Ctm. Durchmesser täglich benutzt werden (Stein benutzt hierzu
vernickelte Kupferplatten [von 1—-10 Quadratdeeimeter Fläche], welche
in Gestalt einer Schaufel [Schaufelelektrode] an einem isolirenden
Griff von Hartkautschuk befestigt sind) und nähert man letztere einem
Körperteil, so dass schliesslich nur eine Wasserschicht von wenigen
Centimetern zwischen der Elektrode und dem Körperteil vorhanden
an