368 Physiologische Wirkung des elektrischen Bades. Kap. XX.
deren Pole kommenden, über der Wanne hängenden Handgriff, den
der Badende ausserhalb des Wassers zu fassen hat. Eine auf dem
Boden der Wanne liegende Gummiplatte und eine Gummibedeckung
der Wannenränder schützt den Badenden vor der direkten Berührung
mit dem Metall der Wanne. Bei dieser Methode ist auf die
Abstufung der Stromstärke sorgfältig zu achten, da die
Dichtigkeit des Stromes an den ausserhalb des Wassers befindlichen
Teilen eventuell eine so hohe werden kann, dass sie höchst unange-
nehm empfunden wird. Jedenfalls wird aber der grösste Teil der
Körperoberfläche durch die von den Wannenflächen kommenden und
die Wasserschichten durchsetzenden Stromschleifen überall in ziemlich
gleicher Dichte getroffen und somit das Postulat „allgemeiner Elek-
trisation“ in fast idealer Weise erfüllt.
In Bezug auf die physiologischen Wirkungen derartiger elek-
trischer Bäder sind schon 1877 von E. Weisflog '%” Untersuchungen
an Fröschen und Fischen angestellt worden, welche bewiesen, dass
diese Tiere erheblich durch die das Wasser durchsetzenden Strom-
schleifen beeinträchtigt werden können, so dass tetanische Muskel-
kontraktionen ausgelöst werden und die Tiere bei längerer Fortsetzung
der Versuche ihr Gleichgewicht vollkommen verlieren. Diese Ver-
suche wurden von Ischewski?' bestätigt; in Bezug auf die Wirkung
auf den Menschen fand er, dass eher angenehme Empfindungen auf-
traten bei schwachen Strömen, Gefühl wie beim Faradisirtwerden bei
stärkeren, Kontraktionen von Muskeln, die in der Nähe der Elek-
troden lagen, bei starken Strömen. Die Pulsfrequenz war nach dem
Bade vermindert, die Respiration tiefer und gleichförmiger. Die (mit
dem Tasterzirkel geprüfte) Hautsensibilität und die faradomuskuläre
Erregbarkeit wurde erhöht, die am Dynamometer gemessene Muskel-
kraft aber herabgesetzt gefunden.
Ganz neuerdings hat endlich Eulenburg?°® Untersuchungen an-
gestellt über die Wirkung faradischer und galvanischer Bäder. In
Bezug auf die Tierversuche konstatirte auch dieser Autor das Auf-
treten von Muskelkontraktionen z. B. bei Fröschen zuerst an der
Seite, welche in der Nähe des negativen Pols des Oefinungsstroms
eines faradischen, oder der Kathode eines galvanischen Stromes (bei
dessen Schliessung) lagen. Nach dem galvanischen Bade sinkt die
motorische Erregbarkeit der Tiere. Messbare Stromschleifen aus ein-
zelnen Körperteilen von Kaninchen z. B. oder menschlichen Leichen
im galvanischen Bade abzuleiten gelang nicht.
Für die Untersuchung der physiologischen Wirkungen faradischer
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