370 Anwendung permanenter schwacher galvanischer Ströme. Kap. XX.
lauen, den Badenden umspülenden Wassers; erst bei beträchtlicher
Annäherung einer der Elektroden an einen Körperteil (je kleiner
deren Oberfläche, desto grösser. die an ihr zu Stande kommende
Stromdichte, vgl. oben S. 366) wird die lokale Wirkung bemerkbar.
Badewannen für Lokalisation elektrischer Ströme im Wasser sind
von Stein beschrieben worden: es handelt sich dabei um doppel-
wandige, gut lackirte Holzwannen, zwischen deren Wandungen an
mehreren Stellen (Kopf- und Fussende, Schulter-, Oberschenkel-, Bein-
gegend) grosse vernickelte Kupferplatten angebracht sind, welche nun
in beliebiger Kombination mit den Polen der elektrischen Apparate
verbunden werden. Wir werden im speziellen therapeutischen Teil
noch Gelegenheit haben, auf die Anwendung der elektrischen Bäder
zurückzukommen: auch für diesen Zweig der Elektrotherapie sind
wohl ausgedehntere Versuche und weitere Erfahrungen noch notwendig,
ehe ein endgiltiges Urteil gefällt werden kann. (Die neuesten Er-
fahrungen Lehr’s [Wiesbaden] sind uns zur Zeit des Druckes dieses
Buches noch nicht genauer bekannt gewesen).
$ 153. Eine Reihe von nervösen Störungen, namentlich schmerz-
hafte Zustände sind von verschiedenen Autoren durch die Anwen-
dung ganz schwacher konstanter Ströme zu behandeln versucht
worden. Ausgangs der sechziger und Anfangs der siebziger Jahre
empfahl diese Methode zuerst Ciniselli zur Bekämpfung von Kopf-
schmerzen, aber auch für lähmungsartige Zustände. Sodann empfahl
1872 N. Mayer?% in Philadelphia die Applikation ganz kleiner
Säulchen, welche durch einen Draht mit einander verbunden wurden,
an die Proc. mastoidei beiderseits für die Behandlung mancher Hirn-
affektionen. Leon le Fort wandte später (1872) 3—4 Oallot-
Trouv&’sche Elemente an (Kupfer-Zinkelemente mit Kupfervitriol-
füllung ohne poröse Seheidewand), welche stunden- ja tagelang auf
gelähmten Gliedern liegen bleiben. Die Wirkung dieser schwachen:
Ströme soll vorzüglich sein bei atrophischen und lähmungsartigen Zu-
ständen, wie sie nach Kontusionen der Glieder beobachtet werden,
ferner bei Kontrakturen und denjenigen Zuständen, welche eine Hebung
der Ernährung atrophischer Muskeln überhaupt erheischen. Zwei bis
drei dieser zur Behandlung ausreichenden Elemente kosten nur 3 bis
6 Mark und sind somit wegen ihrer relativen Billigkeit praktisch von
hoher Bedeutung. In ähnlicher Weise empfiehlt Valtat?°% diese
schwachen Ströme zur Behandlung der so häufig nach Gelenkkrank-
heiten zurückbleibenden oder von ihnen abhängenden Muskelatrophien
gr
— a