Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
    
   
  
  
  
    
     
   
  
  
390 Progressive Muskelatrophie. Kap. XXI. 
sichten der verschiedenen Autoren zu diskutiren, ob der Ausgangs- 
punkt der Erkrankung in einer chronisch verlaufenden und zur Atrophie 
der grossen Ganglienzellen führenden Affektion der grauen Vorder- 
säulen des Marks zu suchen sei, oder ob es sich vielmehr um eine 
primäre Erkrankung der Körpermuskulatur handele, an die sich ein 
Leiden der Nerven, Nervenwurzeln und des Rückenmarks erst als 
sekundärer Prozess anschliesst. 
Faktisch sinkt mit der Abnahme der Muskelmassen auch deren 
elektrische Erregbarkeit bei direkter und indirekter Reizung; von 
einigen Autoren, so besonders von Erb0?, wird in neuerer Zeit be- 
tont, dass man bei sorgfältigster Untersuchung in einzelnen Muskeln 
auch Entartungsreaktion nachweisen könne*): da aber zwischen den 
degenerirenden Fasern immer eine gewisse Anzahl gesunder Fasern 
übrig bleibe, so können diese sehr leicht die faktisch für einzelne 
Fasern zu beobachtende Entartungsreaktion verdecken. Gerade bei 
der progressiven Muskelatrophie sind übrigens in Bezug auf die Reak- 
tionen von Nerv und Muskel gegen elektrische Reize ganz eigentüm- 
liche Verhältnisse beobachtet worden (vgl. Seite 300, Anmerkung). 
Zu den an der oben bezeichneten Stelle erwähnten selteneren Reak- 
tionen gehört auch das neuerdings wieder von Erb??? betonte Ver-: 
halten, dass verschiedene Nervenstrecken des gleichen Nerven eine 
verschiedene Herabsetzung der faradischen Erregbarkeit zeigen können, 
so weit gehend, dass z. B. für den N. medianus oder ulnaris die 
Erregbarkeit am Ellenbogen noch eine relativ gute sein kann, wäh- 
rend sie am Handgelenk schon erloschen ist. (Ueberwiegen noch er- 
regbarer Fasern in den centraler gelegenen Nervenabschnitten.) 
Je nach ihren theoretischen Anschauungen empfehlen die Autoren 
entweder allein die Anwendung des faradischen Stroms oder des kon- 
stanten. Am besten werden beide Behandlungsarten kombinirt. Die 
centrale Galvanisation des Rückenmarks wird von einigen mit der 
des „Sympathikus“ verbunden: Dabei ruht eine Elektrode am Hals- 
sympathikus, die andere am Nacken: dazu kommt dann die peripherische 
Galvanisation, indem bei feststehender einer Elektrode am Rücken 
(Nacken) die andere erst stabil, dann labil auf den Plexus, die 
Nerven und Muskeln selbst applizirt wird. Bei der Anwendung von 
Induktionsströmen muss ausdrücklich vor zu starken Strömen gewarnt 
werden; die an sich erkrankten Muskeln können durch Ueberreizung 
*) Auch wir haben derartiges in den in letzter Zeit uns zur Beobachtung 
gekommenen Fällen wahrgenommen. Vgl. die Beispiele am Schluss. 
    
    
 
	        
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