-
ji
Fi
#
Wi
392 | Tabes; Behandlung. Kap. XXI.
weissen Markmantels sich abspielen und die graue Substanz erst
spät oder gar nicht beteiligen, nehmen die Tabes dorsalis, die graue
Degeneration der Hinterstränge und die sogenannte spastische Spinal-
paralyse eine hervorragende Stellung ein.
Die graue Degeneration der Hinterstränge vornehmlich
war es, welche seit der Einführung des konstanten Stroms in die
Therapie vorwiegend und wie manche Autoren angeben mit grossem
Erfolg mit diesem Heilmittel behandelt worden ist. Abgesehen von
jenen späten Stadien des Leidens, in welchen die Kranken seit Jahren
an das Bett gefesselt gar keine Bewegungen mit den ataktischen
Extremitäten mehr ausführen, oder wo sich der Prozess von den
Hintersträngen fortkriechend auf die Vordersäulen hin ausgebreitet
und damit zu degenerativen Muskelveränderungen geführt hat, ist in
Bezug auf die elektrische Erregbarkeit der peripherischen Nerven und
Muskeln nicht viel von der Norm Abweichendes zu bemerken. Einige
Male sah man die Erregbarkeit in frühen Stadien etwas erhöht, andere-
mal bei etwas länger bestehendem Leiden vermindert: bedeutende
Abweichungen vom Normalen werden wenigstens innerhalb der ersten
Jahre kaum oft zur Beobachtung kommen.
Bei der Behandlung des Leidens steht die zentrale Galva-
nisation des Marks oben an. Der frühere Streit über die am
besten den therapeutischen Zwecken entsprechende Richtung des Stroms
hat der Ueberlegung Platz gemacht, dass die Richtung an sich gleich-
giltig sei, wenn man nur sämmtliche leidenden Stellen des Marks unter
die Einwirkung des Stromes bringt. Daher kann man so verfahren, dass
man eine der nicht zu ‚kleinen Elektrodenplatten (6—8 Ctm. Durch-
messer) oben am Nacken, die andere auf der Lendengegend aufruhen
lässt und nun die eine labil, langsam vorgehend, ohne sie direkt von
der Haut abzuheben, der zweiten nähert. Andere, wie Erb, ziehen
auch den N. sympathicus in das Bereich der Behandlung: die Kathode
wird am Unterkieferwinkel der einen Seite aufgesetzt, die Anode alle
Punkte der Wirbelsäule an der entgegengesetzten Seite entlang ge-
führt: natürlich ist es auch gestattet, beide Methoden nach einander
anzuwenden bezw. mit einander zu kombiniren.
Die Ströme sollen ‘nicht übermässig starke sein (zwischen 15 und
25—30 Siemens’schen Elementen, 6—15 M. A.), die Sitzungen kaum
über 10 Minuten ausgedehnt und wöchentlich etwa 4—-5 mal wieder-
holt werden. Ganz besonders schmerzhafte Punkte am Rücken
(Brenner??*) werden nach M. Meyer??'! zweckentsprechend durch die
stabil aufgesetzte Anode behandelt (Kathode ruht dabei vorn auf der