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Spastische Spinalparalyse. Amyotroph. Lateralsklerose. Kap. XXI.
Die bei Tabes vorkommenden Augenmuskellähmungen und
Affektionen des Optikus selbst werden nach den weiter unten
auseinanderzusetzenden Prinzipien behandelt.
Neben der Tabes ist es die in neuester Zeit von Charcot?3? und
Erb°® als eine besondere Krankheit beschriebene Seitenstrang-
sklerose, die ebenso wie diejenige Affektion, mit der sie sich eventuell
kombinirt, die von Charcot besonders ausführlich beschriebene und
mit dem Namen der „amyotrophischen Seitenstrangsklerose«
belegte Erkrankung des Marks in das Bereich der elektrotherapeuti-
schen Behandlung fällt. Die klinische Darstellung sowie die Vertei-
digung der bis heute noch von so mancher Seite bestrittenen Selbst-
ständigkeit dieser Erkrankung überlassen wir den Lehrbüchern der
Nerven- resp. der Rückenmarkskrankheiten; wichtig ist es dagegen,
zu wissen, dass erhebliche Abweichungen vom Normalen in Bezug auf
die elektrische Erregbarkeit der steifen und paretischen Gliedmaassen,
wenigstens was die reine Form der spastischen Spinalparalyse
anbetrifft, nicht beobachtet werden: Erb fand in seinen Fällen meist
eine mässige Herabsetzung der Erregbarkeit für beide Stromesarten,
ohne qualitative Veränderungen. Was die therapeutische Anwendung
der Elektrizität bei dieser Krankheit betrifft, so wird die zentrale Be-
handlung des Rückenmarks nach den Grundsätzen, wie sie nun schon
wiederholt besprochen worden sind, geübt; unsere Erfolge waren bis-
her nicht besonders erhebliche, während Erb und Andere günstigere
Resultate erzielten. In Bezug auf die sogenannte amyotrophische
Lateralsklerose fand Berger?® von der Norm nicht abweichende
Erregbarkeitsverhältnisse (wenigstens für die Nervenstämme), während
Erb für die oberen Extremitäten öfter ein Verhalten konstatirte, wie
es dem bei den sogenannten Mittelformen der peripherischen Lähmun-
gen (vgl. S. 295) entsprach. Die Behandlung folgt den allgemeinen
Grundsätzen. — Denselben folgen wir auch in der elektrotherapeu-
tischen Behandlung’ derjenigen Rückenmarksaffektionen, die man nach
Abzug der bisher erwähnten und genauer charakterisirten Symptomen-
komplexe vorläufig wenigstens noch unter dem Gesammtnamen der
Myelitis chronica zusammenfasst: so lange die vordere graue Sub-
stanz nicht mitleidet, sind die Veränderungen der elektrischen Erreg-
barkeit für diese Fälle kaum erheblich, qualitative finden sich nicht;
in Bezug auf die quantitativen hat man bald einmal eine etwas er-
höhte, bald wieder etwas verminderte Erregbarkeit notirt. Die Erfolge
der Behandlung der chronischen Myelitis (vorwiegend wieder Anwen-
dung des konstanten Stroms in der nun öfter beschriebenen Art und