408 Tetanie; Tetanus.
Kap. XXII.
$ 175. Eine besondere Erwähnung verdient im Anschluss an das
eben Erörterte der unter dem Namen der „Tetanie“ bekannte Sym-
ptomenkomplex. Es handelt sich dabei um anfallsweise, vorwiegend
in der Armmuskulatur auftretende Krämpfe (Beugestellung der Hände
‚und Finger wie bei starker Ulnarisreizung, Streckstellung der Unter-
extremitäten; vgl. die Lehrbücher der Nervenkrank
heiten), welche
von lebhaften Schmerzen begleitet sind. Absehend von jeder weiteren
Besprechung der noch nach verschiedenen Richtungen hin interessanten
pathologischen Erscheinungen führen wir nur die wichtigen Ergebnisse
hier näher an, welche Erb23? bei den Untersuchungen über das elek-
trische Verhalten der so affizirten Nerven und Muskeln erhalten hat.
Schon von Kussmaul und Benedikt ist eine Steigerung der elek-
trischen Erregbarkeit nachgewiesen worden: Das Wesentlichste der
Erb’schen Ergebnisse besteht gleichfalls in dem Nachweis des Vor-
handenseins einer hochgradigen Steigerung der faradischen sowohl wie
der galvanischen Erregbarkeit sämmtlicher Rumpfnerven: einzig und
allein der Facialis war in seinen Fällen davon ausgenommen. In
Bezug auf die erhöhte galvanische Erregbarkeit fand sich neben frühem
Auftreten von KaSz, AOz, KaSTe und sogar ASTe ein sehr seltenes
und sonst beim Menschen nicht beobachtetes Auftreten von Anoden-
Ööffnungstetanus bei mässiger Stromstärke. So lange diese Steige-
rung der elektrischen Erregbarkeit nachzuweisen ist, kann die Krank-
heit als noch bestehend angenommen werden: es verhält sich damit,
wie mit dem Trousseau’schen Phänomen; so lange man auch in der
anfallsfreien Zwischenzeit durch Druck auf die Arterien und die Nerven
der oberen (seltener und schwieriger der unteren) Extremitäten noch
Tetanieanfälle auslösen kann, darf die Krankheit nicht als erloschen
betrachtet werden. Die stabile Anwendung der Anode
Verlauf und die endliche Heilung des Leidens.
am N. facialis zur Beobachtung kamen.
Es ist bekannt, dass weder für die Tetanie,
Tetanus eine durch Beobachtungen gestützte feste pathologisch-ana-
auf die Wirbel-
säule und aufsteigende Ströme auf die beteiligten Nerven schienen in
den von Erb behandelten Fällen nicht ohne guten Einfluss auf den
In neuerer Zeit sind unsere Kenntnisse von diesem Leiden durch
die Veröffentlichungen von Chvostek25#, Eisenlohr?55, Weiss,
Friedr. Schultze25? in sofern erweitert worden, als in nicht wenigen
Fällen von diesen Autoren neben der stets vorgefundenen Erhöhung
der elektrischen auch eine bedeutende Steigerung der
Erregbarkeit der Nerven gefunden wurde, Phänomene, welche auch
" mechanischen
noch für den
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