$ 191, 192. Anosmis; Ageusie. 437
Schliessungen oder Oeffnungen des Stroms, sowie überhaupt Schwan-
kungen der Stromstärke.
In Allgemeinen wird man bei der Anwendung elektrotherapeu-
tischer Massnahmen und namentlich in der Beurteilung des Nutzens
derselben bei Ohrenkranken, ebenso wie bei Amblyopischen in Bezug
| auf die Verwertung der subjektiven Angaben der Kranken, welche ja
so gern Besserung sehen wollen, etwas vorsichtig sein: sollten sich
aber auch die Hoffnungen Brenner’s in Bezug auf die Leistungen
| der Galvanotherapie bei Ohrenkranken nicht in dem Sinne erfüllen,
|
wie jener Forscher es wünschte und anstrebte, immer wird ihm das
| Verdienst bleiben, auf diesem auch heute noch so schwierigen Gebiete
| durch seine fleissigen, umsichtigen Versuche Neues für die Diagnostik
| geschaffen und der leider so oft ohnmächtigen Therapie neue Wege
gebahnt zu haben.
| & 192. In Bezug auf die Klektrotherapie der Anomalien der
Geruchsempfindung findet man hin und wieder Kranke, welche
erfolglos mit anderen Mitteln behandelt, schliesslich in der Anwen-
dung der Elektrizität Heilung für ihr Leiden (Anosmie) suchen.
Es versteht sich von selbst, dass man nicht eher zu einer elektrischen
Behandlung schreiten wird, ehe nicht eine gründliche Untersuchung
gezeigt hat, dass nicht gröbere pathologisch-anatomische Störungen
innerhalb der Nase, besonders der Nasenschleimhaut, die Ursache des
Leidens sind. Sowohl die Faradisation, wie die Anwendung galva-
nischer Ströme kann in Anwendung gezogen werden (oliven- oder
| katheterförmige Elektroden werden zur Benutzung empfohlen), dabei
wird die eine (katheterförmig gestaltete) Elektrode (negativer Pol) in
| die Nasenhöble eingeführt, während die Anode am Nacken ruht.
| Ueber die Erfolge derartiger Behandlung sind zur Zeit die Erfahrungen
noch nicht reichlich genug, um jetzt schon Sicheres darüber aussagen
| zu können, immerhin liegen von verschiedenen Autoren (Duchenne,
Bärwinkel3®, Fieber?!®) Beobachtungen über gute Erfolge vor.
Das Gleiche gilt von der Störung bezw. Lähmung des Ge-
schmackssinns (Ageusie): natürlich ist gemäss den Grundsätzen
der Pathologie in jedem Falle zu untersuchen, ob einzelne Abschnitte
der Zunge oder das ganze Organ (inclusive der benachbarten Gaumen-
schleimhaut) die Geschmacksempfindung verloren haben, bezw. auf
die Läsion welcher Nerven (N. facialis [Chorda tympani], lingualis,
f glossopharyngeus) die Schädigung zurückgeführt werden kann. Je
| nach dem Befund (man beachte auch, dass neben allgemeiner halb-