Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
  
  
448 Ikteras; Milztumor; Aseites. Kap. XXVI. 
Abgesehen von Magen-, Darm- und Mastdarmleiden hat man 
noch Krankheiten der Leber (oder besser der Gallenblasen- 
ausführungsgänge) und der Milz, ja sogar die Flüssigkeitsan- 
sammlungen in der Peritonealhöhle mittelst der Klektrizität 
(Paradisation) zu behandeln versucht. 
Soweit wir wissen, ist die von Gerhardt??? vorgeschlagene 
Faradisation der Gallenblase bei Ikterus seither mit Erfolg noch 
nicht wiederholt worden. Wenn ein Resultat eintreten sollte, so wäre 
es wohl mehr der durch die Faradisation bewirkten Kontraktion der 
Bauchdecken und dem damit auch auf die Gallenblase ausgeübten 
Druck zuzuschreiben, als der Kontraktion der Gallenblase selbst. Nie 
hat an dieser Rossbach®?® (weder bei Tieren, noch an hingerichteten 
Menschen) auch bei Anwendung stärkster faradischer Ströme eine 
Kontraktion beobachten können. Dagegen ist bei akuten sowohl wie 
chronischen Milztumoren (in der Febris intermittens) von  ver- 
schiedenen Autoren teils durch direkte Faradisation, teils indirekt 
durch faradische Bepinselung der über dem Tumor liegenden Haut- 
partien auch in solchen Fällen ein günstiger Erfolg (Verkleinerung) 
erzielt worden, wo Chinin in grossen Dosen und Arsenik im Stich 
gelassen hatten. 
Tschulowski??%,- Schröder3®%, Mader?*', Kurz®*? und andere 
setzten beide Elektroden (feucht) über dem Milztumor auf oder liessen 
die eine auf den untersten Interkostalräumen 2—3 Zoll von der 
Wirbelsäule entfernt ruhen und erzielten in wenigen Sitzungen (3—4) 
erhebliche Erfolge. Chvostek°*? pinselt die Haut in der Milzgegend 
mit 2 Pinseln und wendet nur einen mässig starken faradischen Strom 
an, bei kurzer Sitzungsdauer (von etwa 3 Minuten). 
Die Milz und die Bauchdecken wurden von Popow°** bei einem 
anämischen und an Intermittenskachexie leidenden älteren Manne, der 
namentlich einen bedeutenden Aseites aufwies, täglich mit dem Br- 
folg faradisirt, dass nach reichlich eingetretener Diurese der Leibes- 
umfang innerhalb 2—3 Wochen erheblich abnahm. Aehnliche Erfolge 
sind schon vor Popow von Glax®#> und Sigrist?*% berichtet worden, 
so dass der durchaus unschädliche Versuch, mittelst Faradisation der 
Bauchdecken auf die Verminderung eines gleichviel aus welcher Ursache 
entstandenen Ascites einzuwirken, unserer Ansicht nach bei nicht allzu 
sehr herabgekommenen und fieberlosen Kranken durchaus empfohlen wer- 
den kann. Ganz kurz mag hier noch erwähnt werden, dass Stolnikow®* 
und Sigrist durch perkutane Faradisation der Lebergegend eine er- 
heblicheZunahme der Harnstoffausscheidung im Harn konstatiren konnten. 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
 
	        
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