Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
  
456 Anomalien der Milch- und Schweisssekretion. Kap. XXVIL 
Stromes (Applikation feuchter Elektroden unmittelbar auf die Drüse, 
Beginn mit schwachen, erst allmählich zu mittlerer Stärke gesteigerten 
Strömen, Sitzungen von 5—10 Minuten Dauer) haben oben genannte 
Autoren nach 3—6 Sitzungen höchst günstige Erfolge zu verzeichnen 
gehabt. 
In Kürze mag hier noch die Anwendung der Elektrizität zur 
Hervorrufung einer stockenden oder verschwundenen Schweissexkre- 
tion erwähnt werden. Neuere Untersuchungen, namentlich die von 
Adamkiewicz?# lehrten, dass faradische Reizung der N. tibialis, 
medianus, facialis etc. Schweisssekretion an den Hautbezirken hervor- 
brachten, in welchen diese Nerven ihre Endausbreitung fanden. Aber 
auch reflektorisch durch Reizung der sensiblen Nerven beliebiger Haut- 
partien liess sich eine übrigens stets bilateral-symmetrische Schweiss- 
sekretion hervorbringen, und zwar unabhängig von dem Ort, an 
welchem der erregende sensible Reiz eingewirkt hatte. Das ganze 
Rückenmark, speziell die Med. oblongata stellt nach oben genanntem 
Autor einen Sammelpunkt für sämmtliche Schweisssekretionsfasern dar, 
welche durch die vorderen Wurzeln der Spinalnerven das Rückenmark 
verlassen. So kann man demnach das Wiedereintreten etwa unter- 
drückter Fussschweisse durch faradische Reizung der grossen Nerven 
der Unterextremitäten oder durch faradische Bepinselung der Haut 
der Füsse wieder hervorzurufen versuchen: wir erinnern hier zugleich 
an die (S. 333) schon mitgeteilten Erfahrungen M. Meyer’s®ss,. der 
bei der Galvanisation des Halsteils des Marks eine profuse Schweiss- 
sekretion an den Fingern der Hand ausbrechen sah (und zwar an der 
Seite, wo die Kathode am obersten Halsganglion des Sympathikus 
stand, während die Anode am Proc. transv. des 6. und 7. Hals- 
wirbels der entgegengesetzten Seite ruhte). 
Wenn man so einen ungefähren Anhaltspunkt hat, in welcher 
Weise das Symptom der abnormen Trockenheit eines Körperteils 
(Anidrosis) etwa zu beeinflussen wäre, so kann dies für den ent- 
gegengesetzten Zustand einer übermässigen Schweisssekretion (Hy- 
peridrosis), wie diese z. B. an den Volarflächen der Hände (dort 
meist doppelseitig) oder am Gesicht und hier meist einseitig (Hemi- 
hyperidrosis) vorkommt, leider nicht gesagt werden. Wo derartige 
Erscheinungen in Verbindung mit abnormen Innervationszuständen der 
(refässe (am Gesicht, vornehmlich des Sympathikus) auftreten, mag 
man durch entsprechende .Beeinflussung der Gefässnerven oder deren 
Zentren (vgl. S. 418) auch die abnorme Schweisssekretion zu be- 
kämpfen versuchen. Nicht immer aber ist die Möglichkeit hierzu 
      
   
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
	        
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