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$ 206. Applikationsmethoden. 465
heutigen Aerzte für diese so lange vernachlässigte Behandlungsart
Kunde geben.
Die Methoden, die von den Maschinen gelieferten Spannungs-
ströme den Kranken zu appliziren, sind verschiedene. Beim „elek-
trischen Bade“ hält der auf einem isolirten Schemel sitzende
Patient die in eine Metallkugel endende Zuleitungsröhre (den Kon-
duktor) während der Umdrehungen der Maschine in der Hand und
wird, je nachdem man von der Maschine aus die positive oder nega-
tive Elektrizität zum Erdboden abgeleitet hat, mit der einen oder
anderen Elektrizität geladen. Während Stein der Oberfläche des
Körpers, welche nach ihm sich in positiver Spannung befindet, so
'/—1 Stunde lang elektropositive Ladung zuführt, wobei sich die
Kranken äusserst wohl und behaglich fühlen (die negative Ladung soll
eine gegenteilige Wirkung hervorbringen), hält P. Vigouroux diese
Unterscheidung zwischen positiver und: negativer Ladung für durchaus
unwesentlich und bedient sich immer des negativen Bades. Nähert
man dem so elektrisirten Individuum eine mit metallischen Spitzen
besetzte Platte (mit einer isolirenden Handhabe von Glas), so empfindet
(dasselbe eine Sensation wie von einem sanften Luftzuge (der elek-
trische Hauch oder Wind): diese Prozedur wird als besonders
schmerzstillend gerühmt. In stärkerer Weise wird ein ähnlicher
Effekt erzielt, wenn dem Kranken der in eine einzige Spitze auslaufende
Konduktor bis zu einer gewissen Entfernung genähert wird: man sieht
dann im Finstern ein Lichtbüschel von dieser Spitze ausgehen, daher
dieses Verfahren Proc@äd@ d’aigrette genannt wird. Um durch
Friktionen zu wirken (namentlich auf die Haut selbst) fährt man
mit einem in eine kleine Metallkugel endenden Exzitator über die
Haut des Kranken hin; der Kranke ist dabei bekleidet: will man so
das Gesicht behandeln, so wird die Metallkugel des Exzitators mit
Wolle umhüllt. Die energischste Einwirkung ist die des Funken
Entlockens, indem man die unverhüllte kuglige Endigung des Exzi-
tators in die Nähe des Patienten bringt: man erregt so am stärksten,
und wendet dieses Verfahren bei Lähmungszuständen an.
Das sogenannte „umgekehrte Verfahren“ (le proced& inverse)
besteht darin, dass der Arzt selbst sich mit positiver oder negativer
Elektrizität ladet und die verschiedenen nicht isolirten Exzitatoren, die
er selbst in Händen hat, dem Kranken nähert, namentlich ihm Funken
entlockt, ein Verfahren, welches besonders für die Kinderpraxis sich
nötig erweisen soll. Um endlich auf: das Gehörorgan einzuwirken,
lässt Vigouroux einen in zwei Metallkugeln (eine kleinere und eine