464 Anwendung der statischen Elektrizität. Kap. XXVIM.
grössere) auslaufenden Metallstab, dessen Mitte von einer länglichen
Glashülse umgeben und dadurch isolirt ist, vom Kranken in die Hand
nehmen. Die kleine Kugel wird von diesem so weit wie möglich in
den Gehörgang eingeführt: aus dem anderen Ende zieht der Arzt mit
Hilfe eines ebenfalls kugelig endenden Exzitators Funken. Die Erfolge
dieser „schmerzhaften“ Operation sollen bei nervöser Taubheit über-
raschende sein: Anämische, chlorotische, neuralgische, rheumatische
Zustände wurden auf die oben beschriebene Art mit Erfolg von Vigou-
roux behandelt: günstige Resultate werden besonders von einer Mo-
nate hindurch fortgesetzten Behandlung bei Epilepsie berichtet. Hemi-
plegien wurden schon innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem
apoplektischen Insult in Behandlung genommen: .ein Unfall soll dabei
nicht vorgekommen sein. Sogar die Nachtschweisse der Phthisiker
und das hektische Fieber hat unser Autor (Funkenentlockung längs
der Wirbelsäule) in wohltätiger Weise beeinflusst: stets habe man
sich bei weiblichen Individuen während der Regeln der Behandlung
mittelst der statischen Elektrizität zu enthalten, da während einer
solchen Behandlung häufig auch ausserhalb der Zeit Blutungen aus den
Genitalien eintreten: daher wird dieses Verfahren direkt bei
amenorrhoischen und dysmenorrhoischen Zuständen an-
empfohlen.
Auf der Charcot’schen Abteilung wurden, wie Ballet berichtet,
namentlich an (auf dem Isolirschemel sitzenden) hysterischen Kranken
Versuche angestellt, in der Weise, dass diese entweder mit Elektrizität
einfach geladen, oder durch die Annäherung von Exzitatoren Funken
aus ihnen gezogen wurden. Durch diese Prozeduren wurden Anästhesien
gebessert, wobei auch die oben erwähnten Erscheinungen von Trans-
fert zur Beobachtung kamen. Diese Besserung hielt Stunden und Tage
an und konnte durch neue Sitzungen vervollkommnet werden. Nach
Charcot kann man in einzelnen Fällen von Spinallähmung durch den
elektrischen Funken lokalisirtt Muskeln zur Kontraktion bringen,
welche auf den faradischen Strom nicht mehr reagiren. Auch Facialis-
lähmung und die Schüttellähmung sollen durch das elektrische Bad
oder den elektrischen Hauch (Annäherung der Exzitatoren in einer
Entfernung von 15—20 Ctm.) gebessert worden sein, ebenso wie auch
auf andere nervöse Zustände (Dyspepsie, Spinalirritation, Dysmenor-
rhoe) ein günstiger Einfluss ausgeübt wurde. Aehnliche günstige Re-
sultate speziell bei Hysterischen erzielte R. Vigouroux (mit einer
modifizirten Holtz-Carr&’schen Maschine) und Erlenmeyer?*, dem
schon 1879 in einem Falle schwerer hysterischer Anästhesie und