482 Einige elektrodiagnostische Beobachtungen an Gesunden, sowie elektro-
beugung und ebenso Streekung der Hüfte, sowie Kniebeugung frei, desgleichen die
Fussbewegungen: ganz kraftlos sind dagegen die Unterschenkelstrecker. Erst bei .-
bedeutenden Stromstärken erzielt man rechts vom N. cruralis aus schwache |
Zuckungen in der atrophischen Quadricepsmuskulatur (Umfang des rechten Öber-
schenkels 10 Ctm., oberhalb des oberen Patellarrandes 36 Ctm., des linken 39 Ctm.)
am besten noch im M. tensor fasc. latae und Vastus externus; kaum erreghar er-
scheinen der Vastus internus, Rectus fem. und cruralis. Erst bei sehr hohen Strom- |
stärken erscheinen bei galvanischer Reizung schwache, aber deutlich blitzartig ab- |
laufende Zuckungen (bei Stromesschluss) im Quadricepsgebiet v
Behandlung: Konstanter Strom labil und stabil über das leidende Nerv- |
Muskelgebiet, abwechselnd mit Anwendung mittelstarker faradischer Ströme. —
Besserung. —
(Eigene Beobachtung. Bernhardt.)
27. A. Schmidt, 18 Jahre alt, leidet seit mehr als einem Jahre an einer
rechtsseitigen Schultergelenkentzündung. Der Kranke kann den Arm in
der Schulter nicht bewegen oder heben (heftige Schmerzen): deutliche Atrophie
des rechten M. deltoideus. Alle anderen Muskeln der rechten oberen Extre-
mität gut genährt und frei beweglich.
26. Mai 1882: Bei Prüfung der Erregbarkeit mittelst des faradischen Stroms
kommen links bei direkter und indirekter Reizung bei 6,0—6,5 R.A. deutliche,
ausgiebige Zuckungen zu Stande, rechts an der kranken Seite bei 5 RA. nur
Spuren (wenigstens in der mittelsten Partie des Muskels: die vordersten und
hintersten Abschnitte reagiren leidlich gut.)
Links (gesunde Seite): KaSz 23°
ASz 713° |
A0z 25° a
Rechts (kranke Seite): Ka$z 20° bei direkter Muskelreizung.
ASz 25°
kein A 0z |
Diese Zuckungen sind nur schwach, aber deutlich von blitzartiger Form,
—gJ inte
nicht träge. |
Quantitative Verminderung der elektrischen Erregbarkeit |
(keine qualitativen Aenderungen). (Vgl. S. 284.) |
(Eigene Beobachtung. Bernhardt.) \
28. Akute atrophische Spinallähmung der Kinder. (Vgl. S. 298, 384.) |
September 1882 wurde mir der 9jährige Knabe A. Borgwart vorgestellt. Im |
Alter von einem Jahre stellte sich unter Schmerzen (das Kind schrie sehr) angeb- ”
lich im Laufe einer Nacht eine noch jetzt bestehende Lähmung der rechten
oberen Extremität ein. (Da die Mutter um die Zeit des Beginns der Erkran-
kung von dem Kinde fern war, so liess sich über einen etwaigen Fieberzustand
oder darüber, ob Krämpfe beim. Einsetzen der Krankheit vorhanden waren, nichts
mehr eruiren.) Die gesammte rechte Schulter-Oberarmregion ist enorm abgemagert: |
es besteht eine deutliche, tiefe Lücke zwischen dem Akromion und dem Oberarm- |
kopf, der ganze rechte Oberarm ist spindeldürr, ein deutlicher Gegensatz zu dem |
normalen Volumen des linken Oberarms. Die Schulter kann gehoben werden, der ur
rechte Oberarm ist durchaus unbeweglich: ebensowenig kommt Beugung oder