Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
    
   
  
    
    
     
    
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
    
    
   
  
  
    
diagnostische und elektrotherapeutische Beobachtungen an Kranken. 483 
Streckung des Vorderarms zu Stande: hat man (passiv) den rechten Vorderarm 
zu beugen angefangen, so wird bei einer gewissen Winkelstellung diese Beugung 
mit Hilfe des M. ulnaris internus zu Ende geführt. Supination des Vorderarms 
unausführbar: Hand- und Fingerbewegungen sämmtlich frei. Das Gebiet 
des N. medianus und des N. ulnaris ist elektrisch intakt, desgleichen das des 
N. radialis: ausgenommen sind der M. trieeps und beide Supinatoren. Die Mm. delt., 
biceps, brachialis internus, supin. long. et brevis sind weder direkt noch indirekt 
(mit beiden Stromesarten) erregbar. 
(Eigene Beobachtung. Bernhardt.) 
29. Akute atrophische Spinallähmung der Kinder. 
Bis Mitte September 1881 war der 2%jährige Rudolf D... gesund gewesen: 
zu dieser Zeit erkrankte er fieberhaft, bekam Diarrhoen und konnte schon etwa 
2 Tage nach Beginn der Krankheit nicht mehr stehen. Krämpfe waren nicht da- 
gewesen. — Sitzen, Stehen, Gehen war anfangs unmöglich: allmählich besserten 
sich die Erscheinungen und beschränkten sich (Mitte Mai 1882) darauf, dass er 
hinkte. Die ganze linke untere Extremität erscheint etwas magerer wie die 
rechte; aber die Muskulatur des Oberschenkels reagirt auf den faradischen Strom, 
das Kniephänomen ist vorhanden: Beugung in der Hüfte und Streekung des Unter- 
schenkels frei. Am linken Unterschenkel erscheint im Vergleich zur rechten Seite 
ganz besonders dünn die Wade, der Fuss steht in Valgusstellung, Dorsalflexion und 
Abduktion frei: Der M. tibialis anticus, die Zehenstreeker und die Mm. peronei 
waren elektrisch intakt. Gelähmt und faradisch unerregbar erscheinen der 
M. tibialis postieus, die Zehenbeuger und die eigentliche Waden- 
muskulatur: erst bei hohen Stromstärken erzielt man mittelst galvanischer 
(direkter Reizung) träge KaS und ASzuckungen. — ASz = KaSz. (Vgl. S. 403.) 
(Eigene Beobachtung. Bernhardt.) 
80. Akute atrophische spinale (Kinder-) Lähmung. 
Das zur Zeit der Beobachtung (13. September 1881) 5 Jahre alte Gretchen N. 
war vor 5 Wochen fieberhaft erkrankt, hatte über Hinterhauptschmerzen geklagt, 
2 Wochen zu Bett gelegen und war danach an beiden unteren Extremitäten ge- 
lähmt gewesen. — Sie konnte nicht mehr gehen, aber auch nicht mal mehr sitzen. 
Die Schwäche des linken Beins besserte sich schnell: zur Zeit, wo sie, wenngleich 
lahmend, wieder geht, besteht nur am rechten Bein eine totale Lähmung 
der Hüftbeuger und der Unterschenkelstrecker: die Beuger des Unter- 
schenkels (an der Hinterseite des Oberschenkels) und sämmtliche Muskeln am 
Unterschenkel intakt. Das sehr unruhige Kind, bot der genaueren Untersuchung 
enorme Schwierigkeiten: konstatirt konnte nur werden, dass sehr starke faradische 
Ströme schwache Reaktionen der Muskulatur an der Aussenseite des rechten Ober- 
schenkels zur Folge hatten. (Vgl. S. 384 ) 
(Eigene Beobachtung. Bernhardt.) 
31. Akute atrophische Spinallähmung (einer Frau) in gleichsam hemi- 
plegischer Form (selten) auftretend. 
Anfang Oktober 1882 wurde eine bis dahin gesunde, etwa 25 Jahre alte Frau 
nach voraufgegangner Erkältung und während eines einige Tage andauernden, mit 
Verdauungsstörungen komplizirten fieberhaften Zustandes von einer hochgradigen 
1% 
[3] 
  
  
  
  
   
  
  
  
  
 
	        
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