484 Einige elektrodiagnostische Beobachtungen an Gesunden, sowie elektro-
Schwäche der rechten Extremitäten befallen. — Anfang November 1882 fand sich
(kurz) folgendes:
Psyche, Sinnesorgane, Sprache, Schlucken intakt. Urin- und Stuhlentleerung
normal. Die linke obere, wie untere Extremität frei. Heben der Schulter rechts,
Kopfbewegungen in normaler Weise ausführbar. Absolut unausführbar war:
das Heben des rechten Arms, Beugung und Supination des rechten Vorderarms,
Drehen des ganzen Arms nach aussen und sehr schwach nur kam Streckung des
Vorderarms zu Stande. Intakt war: Streekung und Ad- sowie Abduktion der Hand
und Finger, Beugung der Hand und der Finger, Pronation des Vorderarms. Fara-
disch weder direkt noch indirekt erregbar erwiesen sich: M. deltoideus, bieceps,
brachialis internus, beide Mm. supinatores, die Mm. supra- und infraspinatus und der
Triceps. Bei direkter galvanischer Reizung (die indirekte war erfolglos) erfolgten
träge, langsame Zuckungen, aber nur bei der Schliessung KaSz und A Sz fast gleich.
(Vgl. S. 402)
Am rechten Bein waren nur schwache Plantarbewegungen der Zehen und
des Fusses übrig geblieben: sonst war jede Bewegung aufgehoben. Die durchweg
schlaffen und im Laufe weniger Wochen stark atrophisch gewordenen Muskeln
reagirten wie oben (komplete Entartungsreaktion). — Die Sensibilität hatte nicht
gelitten, Schmerzen bestanden nicht Das Kniephänomen war rechts verschwunden,
links vermindert. Trotz zweckentsprechender galvanischer Behandlung (Position
beider Elektroden eines galvanischen Stroms auf Hals- und Lendenwirbelsäule, bezw.
labile Behandlung der gelähmten Muskeln mit der Ka, während A auf der Wirbel-
säule ruht) keine sichtbare Besserung im Laufe mehrerer Monate. (Uebrigens
wurde Patientin im Winter 1883 leicht und schnell entbunden.) — Die Beuger
der Hand und Finger, die Daumen- und Kleinfingerballen sowie die Zwischen-
knochenmuskeln der Hand waren durchaus intakt geblieben.
(Eigene Beobachtung. Bernhardt.)
32. Akute atrophische Spinallähmung eines Erwachsenen (in
späteren Stadien).
Der 42jährige Arbeiter N. war bis Mitte April 1880 gesund gewesen, hatte
sich aber in der letzten Zeit, in einer Holzschneidemühle arbeitend, vielfachen
Erkältungen ausgesetzt. Seit dem 15. April etwa fühlte er sich täglich matter
werden: am 17. nahm dieser Zustand so überhand, dass er (ein Arbeiter) mit der
Droschke nach Hause fahren musste. Mit Hilfe des Kutschers ersteigt er noch
die Treppe zu seiner Wohnung und legt sich zu Bett. Erst nach Mitternacht fühlt
er sich sehr unwohl; da die Schwäche auch alsbald seine Arme ergriff, wird Patient
am 19. April nach dem Krankenhause gebracht. Nur einmal noch ging er an eben
diesem Tage zum Kloset: dann ging er drei Monate lang überhaupt nicht
mehr, er musste auch diese ganze Zeit gefüttert werden. Erst Ende Juli (1330)
fing er ganz schwach wieder an zu gehen; die Bewegungen der oberen Extremitäten
waren erst seit September wieder zurückgekehrt. Die Psyche, die Funktion der
Hirnnerven war stets intakt geblieben, die Sensibilität hatte zu keiner Zeit ge-
litten, Dekubitus war während des ganzen Verlaufs der Krankheit nicht einge-
treten: dagegen hatte während der ersten Krankheitstage der Urin einige Male
dureh den Katheter entleert werden müssen. (Nie Secessus insel.)
Im Oktober 1880 machte der Kranke schon wieder lange Wege allein: die
Abmagerung der unteren Extremitäten war nur eine mässige: die Kniephänomene