Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
488 Einige elektrodiagnostische Beobachtungen an Gesunden, sowie elektro- 
Stromesarten prompt, mit Ausnahme der eigentlichen Fingerstrecker, der Mm. inter- 
ossei und der Muskeln des Daumen- und Kleinfingerballens. Bei direkter galva- 
nischer Reizung reagiren diese atrophischen Muskeln, besonders deutlich die 
Mm. interossei mit langsamen, trägen Zuckungen; KaSz — AS2. — Die unteren 
Extremitäten sind bisher noch ganz intakt, ebenso die Funktionen der Blase und 
des Mastdarms. Die Psyche normal; Sprechen, Schlucken wie früher; Zunge 
durchaus frei beweglich; Sinnesorgane intakt. Sensibilitätsstörungen fehlen durch- 
aus. (Einmalige Untersuchung am 1. Mai 1883.) (Vgl. S 299, 300.) 
(Eigene Beobachtung. Bernhardt.) 
39. Pseudohypertrophia musculorum. Beginnende Erkrankung. — 
Interessante erbliche, fast normale elektrische Verhältnisse — 
(Oktober 1882.) 
Von den Eltern der zur Zeit der Beobachtung 7jährigen Hedwig H... ist 
die Mutter ganz gesund. Der Vater leidet an „Kopfkolik“. Die Grossmutter 
väterlicherseits starb an der „Auszehrung“, der Grossvater durch einen Unglücks- 
fall. Die Grosseltern mütterlicherseits waren gesund. H. hat noch 8 Geschwister : 
von diesen sind 7 gesund, eine (jetzt 18jährige) Schwester kann sich seit dem 
13. Lebensjahre nicht mehr allein fortbewegen: sie ist „sehr stark“, muss aber 
immer sitzen, kann mit ihren Händen arbeiten. — Des Vaters Bruder hat drei 
Töchter: alle drei waren in ähnlicher Weise krank gewesen, wie jetzt Hedwig: die 
Krankheit begann auch bei ihnen im 7. Lebensjahre und raffte sie im Alter von 
22—23 Jahren dahin. 
H. ist für ihr Alter gut gebaut, kräftig. Beim ruhigen Stehen des ent- 
kleideten Mädchens fällt nur der abnorm dieke Umfang beider Waden auf, während 
die Mn. sacrolumb. nur etwas mehr, als gewöhnlich ausgeprägt sind und die Ober- 
schenkel- sowie die Glutäalmuskulatur zwar kräftig, aber nicht auffällig hervortritt. 
Die übrige Muskulatur ist entsprechend entwickelt, nirgends Atrophien. (Umfang 
des linken Oberarms in der Mitte 16 Ctm, Umfang des oberen Drittels des linken 
Vorderarms 163 Ctm, Umfang der linken Wade 26 Ctm.) Die Muskeln sind prall, 
aber doch etwas weichlich anzufühlen. Leichte Lordose; das Kind geht leidlich 
gut, ohne zu „watscheln“, beim Treppensteigen setzt sie immer nur einen Fuss 
vor, den andern nachziehend (nicht abwechselnd): sie fällt leicht vor dem kleinsten 
Hinderniss: schon im vorigen Jahre wurde von einer der oben erwähnten, inzwischen 
verstorbenen Kousinen bemerkt, dass die damals 6jährige H. ihr ähnlich werden 
würde. Soll die Kranke am Boden liegende Gegenstände aufheben, so merkt man 
schon die Mühe beim Aufriehten des Rumpfes, nieht so beim Aufstehen von einem 
Stuhle oder Hinsetzen. Schon sind Andeutungen der charakteristischen Kletter- 
bewegungen zu sehen, wenn H. sich aus der horizontalen Lage wieder allein er- 
heben soll. Haut der Ober- und Unterschenkel marmorirt. - Intelligenz intakt. 
Schlaf, Appetit ete. lassen nichts zu wünschen übrig. 
Elektrische Exploration: 
Linker N. tibialis -KaSz 5° 
AOz 
ASz 
Wadenmuskulatur direkt KaSz 20° 
ASz 30° 
keine A 02. 
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