4 Gerland, historische Apparate.
lichen Elle zur kleineren ist nach Lepsius 1) 7:6, und zwar wird die
grössere jetzt wohl allgemein zu 0'525 m angenommen, die kleinere somit
zu 0'450 m. Beide wurden in 6 Palmen und 24 Finger eingetheilt. Man hat
diese Längen von Maassstäben, die erhalten sind, abgenommen. Bevor
diese übrigens bekannt waren, hat bereits Newton aus den Maassen der
Königskammer in der grössten Pyramide durch die glücklich getroffene
Annahme, dass dieselbe 20 Ellen lang und 10 Ellen breit sei, die
königliche Elle zu 0:52414m bestimmt. Indessen theilt Lepsius
keineswegs die Ansicht Boekh’s über den chaldäischen Ursprung
der ägyptischen Maasse: „Vielmehr dürfte auch hier die nächste Ver-
muthung sein,“ sagt er?), „dass beide Ellen, ursprünglich getrennt und
verschiedenen Ursprungs, später zusammentrafen. In Aegypten würde
man dabei immer zuerst an Unter- und Oberägypten zu denken haben,
die von Anfang durch alle Zeiten viel Verschiedenes hatten, das neben
einander festgehalten wurde, sich aber gegenseitig beschränkte. An-
genommen, dass die kleine Elle ursprünglich dem oberägyptischen
Stamme zugehörte, die vergrösserte aber dem unterägyptischen, oder
auch umgekehrt, so konnten dann beide lange Zeit unabhängig neben
einander gebraucht worden sein. Sollten sie aber auf die Länge
neben einander bestehen, so mussten sie sich einerseits in ein einfaches
Verhältniss zu einander setzen, wie wir das von 6:7 finden, anderer-
seits sich ihre Anwendung auf verschiedene Gebiete beschränken. So
kam es vielleicht, dass die grosse Elle, deren Maassstäbe natürlich auch
ohne Bezeichnung der kleinen vorhanden waren, vorzugsweise die des
Architekten war und zu,allen grösseren Messungen diente, wo die Elle
multiplieirt wurde und es auf eine subtilere oder gar noch kleinere
Eintheilung als in Fingerbreiten nicht ankam, die kleinere Elle aber
für feinere Handwerke oder für bestimmte Gegenstände und Waaren
festgehalten wurde, für die es mehr auf eine schärfere Messung ankam.“
Das Original des ersten der 14 uns erhaltenen altägyptischen
Maassstäbe, die Lepsius?) anführt, befindet sich in Turin; von ihm
war eine Copie ausgestellt (Kat. 337, S. 57%). Der Maassstab stammt
aus der Zeit des Königs Horus, also aus der Mitte des 15. Jahrhunderts
v. Chr. 5) (der Katalog sagt 1657). Seine Länge beträgt 0°5235 m, er-
giebt also als Endmaass die grosse Elle; die auch auf ihm abgetra-
gene kleine Elle ergiebt sich zu 0'463 m.
1) Lepsius, Die altägyptische Elle und ihre Eintheilung, Abh. d. königl.
Akad. d. Wissenschaften in Berlin 1865, 44. 2X, 4.0.982 SP A2r 2.0:
14. 4) Die Nummern sind nach dem deutschen Katalog („Bericht über
die Ausstellung wissenschaftlicher Apparate im South Kensington Museum
zu London 1876; zugleich vollständiger und beschreibender Katalog der Aus-
stellung. Im Auftrage des Königl. Grossbritann. Erziehungsrathes zusammen-
gestellt von Bud. Biedermann; London 1877.*) angegeben. Die erste be-
deutet die laufende des Katalogs, die letzte die Seitenzahl. 5) Lepsius,
a... 0. 19.