Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

  
  
4 Gerland, historische Apparate. 
lichen Elle zur kleineren ist nach Lepsius 1) 7:6, und zwar wird die 
grössere jetzt wohl allgemein zu 0'525 m angenommen, die kleinere somit 
zu 0'450 m. Beide wurden in 6 Palmen und 24 Finger eingetheilt. Man hat 
diese Längen von Maassstäben, die erhalten sind, abgenommen. Bevor 
diese übrigens bekannt waren, hat bereits Newton aus den Maassen der 
Königskammer in der grössten Pyramide durch die glücklich getroffene 
Annahme, dass dieselbe 20 Ellen lang und 10 Ellen breit sei, die 
königliche Elle zu 0:52414m bestimmt. Indessen theilt Lepsius 
keineswegs die Ansicht Boekh’s über den chaldäischen Ursprung 
der ägyptischen Maasse: „Vielmehr dürfte auch hier die nächste Ver- 
muthung sein,“ sagt er?), „dass beide Ellen, ursprünglich getrennt und 
verschiedenen Ursprungs, später zusammentrafen. In Aegypten würde 
man dabei immer zuerst an Unter- und Oberägypten zu denken haben, 
die von Anfang durch alle Zeiten viel Verschiedenes hatten, das neben 
einander festgehalten wurde, sich aber gegenseitig beschränkte. An- 
genommen, dass die kleine Elle ursprünglich dem oberägyptischen 
Stamme zugehörte, die vergrösserte aber dem unterägyptischen, oder 
auch umgekehrt, so konnten dann beide lange Zeit unabhängig neben 
einander gebraucht worden sein. Sollten sie aber auf die Länge 
neben einander bestehen, so mussten sie sich einerseits in ein einfaches 
Verhältniss zu einander setzen, wie wir das von 6:7 finden, anderer- 
seits sich ihre Anwendung auf verschiedene Gebiete beschränken. So 
kam es vielleicht, dass die grosse Elle, deren Maassstäbe natürlich auch 
ohne Bezeichnung der kleinen vorhanden waren, vorzugsweise die des 
Architekten war und zu,allen grösseren Messungen diente, wo die Elle 
multiplieirt wurde und es auf eine subtilere oder gar noch kleinere 
Eintheilung als in Fingerbreiten nicht ankam, die kleinere Elle aber 
für feinere Handwerke oder für bestimmte Gegenstände und Waaren 
festgehalten wurde, für die es mehr auf eine schärfere Messung ankam.“ 
Das Original des ersten der 14 uns erhaltenen altägyptischen 
Maassstäbe, die Lepsius?) anführt, befindet sich in Turin; von ihm 
war eine Copie ausgestellt (Kat. 337, S. 57%). Der Maassstab stammt 
aus der Zeit des Königs Horus, also aus der Mitte des 15. Jahrhunderts 
v. Chr. 5) (der Katalog sagt 1657). Seine Länge beträgt 0°5235 m, er- 
giebt also als Endmaass die grosse Elle; die auch auf ihm abgetra- 
gene kleine Elle ergiebt sich zu 0'463 m. 
  
1) Lepsius, Die altägyptische Elle und ihre Eintheilung, Abh. d. königl. 
Akad. d. Wissenschaften in Berlin 1865, 44. 2X, 4.0.982 SP A2r 2.0: 
14. 4) Die Nummern sind nach dem deutschen Katalog („Bericht über 
die Ausstellung wissenschaftlicher Apparate im South Kensington Museum 
zu London 1876; zugleich vollständiger und beschreibender Katalog der Aus- 
stellung. Im Auftrage des Königl. Grossbritann. Erziehungsrathes zusammen- 
gestellt von Bud. Biedermann; London 1877.*) angegeben. Die erste be- 
deutet die laufende des Katalogs, die letzte die Seitenzahl. 5) Lepsius, 
a... 0. 19. 
 
	        
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